Sicherheit und Vorhersagbarkeit sind im implantologischen Praxisalltag maßgebliche Aspekte. Ziele der implantologischen Behandlung sind der langfristige Implantaterhalt sowie die stabile marginale Weichgewebearchitektur und knöcherne Struktur als Grundlage für den ästhetischen Erfolg. Anzustreben sind – mit möglichst überschaubarem Aufwand – stabile und entzündungsfreie periimplantäre Gewebestrukturen, welche die Modellation einer natürlichen Emergenz ermöglichen.
Um dies zu erreichen, ist zusätzlich zu patientenindividuellen Vorgaben, der optimalen chirurgischen Verfahrensweise und der Erfahrung des Implantologen ein verlässliches Implantatsystem mit entsprechenden Prothetik-Komponenten maßgeblich. Sowohl chirurgisch als auch prothetisch sollte das Implantat ein Maximum an Flexibilität bei einem zugleich standardisierten Vorgehen gewährleisten. Die Entscheidung für das Implantatsystem kann hierbei zu einem Balanceakt werden, denn einerseits sollten dem Implantat hohe Verlässlichkeit und klinische Langzeitprognosen attestiert werden können.
Andererseits jedoch muss das Implantat den Anforderungen der modernen Implantologie entsprechen. Diese Gratwanderung wird durch eine sorgfältige und maßvolle Optimierung bewährter Implantate auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse bewältigt.
Ein Beispiel ist das Xive-Implantatsystem (Dentsply Sirona, Bensheim), das seit fast 20 Jahren erfolgreich eingesetzt [2-5] und immer wieder den aktuellen Anforderungen angepasst wird. Im Jahr 2019 haben die Xive-Gingivaformer und Übertragungsaufbauten der neuen Generation ihre Vorgänger abgelöst.
Überarbeitet worden ist unter anderem das Design. Mit ihrer konkaven Form und verbesserten Geometrie sind die neuen Gingivaformer optimal für die ideale Ausformung der Weichgewebe geeignet. Grundsätzlich kann das Knochenniveau rund um die Implantate mit durchmesserreduzierten Aufbauten (Platform-Switching, PS) positiv beeinflusst werden.
Dies bestätigt eine Metaanalyse von Atieh et al. [1,5]. Für eine erfolgreiche Versorgung kann jedoch nicht nur der finale Aufbau mit reduziertem Durchmesser verwendet werden, sondern im Idealfall bereits ab der Verschluss-Schraube die entsprechenden PS-Prothetik-Komponenten.
Ausgangssituation
Der Patient konsultierte die Praxis mit Beschwerden am endodontisch vorbehandelten Zahn 15. Sein Allgemeinzustand war unauffällig. Es zeigte sich eine kariesfreie Situation mit stabilen parodontalen Verhältnissen sowie suffizienten Restaurationen.
Im Molarenbereich des Oberkiefers hatte der Patient drei Implantatkronen. Zahn 15 war mit einem Stiftaufbau und einer keramisch verblendeten Krone versorgt. Bei der klinischen Diagnostik und der radiologischen Kontrolle des schmerzhaften Zahns 15 zeigte sich eine fortgeschrittene bukkale Infektion mit Fistelgang (Abb. 1).
Der Grad der Zerstörung deutete in diesem Fall auf eine schlechte Prognose für einen Zahn erhaltungsversuch hin. Nach Auswertung aller relevanten Aspekte (Diagnose, Ursache, Prognose) fiel die Entscheidung für die zeitnahe Extraktion des Zahns, um die Voraussetzungen für eine spätere Implantation nicht negativ zu beeinflussen.
Therapieentscheidung
Dem Patienten wurde die Notwendigkeit der Maßnahme erläutert. Vor circa fünfzehn Jahren erhielt er bereits in regio 15 sowie 17 und 26 Implantate (Xive, Dentsply Sirona, Bensheim) mit prothetischer Versorgung. Alle Restaurationen sind nach wie vor stabil.
Aufgrund der guten Erfahrungen willigte der Patient sofort in die Extraktion von Zahn 15 mit anschließender Implantation ein. Unter Berücksichtigung der bukkalen Infektion wurde basierend auf einer Risikoabwägung eine Spätimplantation nach Regeneration der Hart- und Weichgewebe geplant. In der ausgeheilten knöchernen Situation kann mit entsprechendem Instrumentarium eine Formkongruenz zwischen Implantatbett und Implantat geschaffen werden, was dem periimplantären Gewebe zugutekommt.
Durch ein Implantatsystem mit durchmesserreduzierten Aufbauten (PS, Platform-Switch) können der Erhalt des krestalen Knochenniveaus sowie der Weichgewebegewinn für den langfristigen ästhetischen Erfolg zusätzlich forciert werden. Das Xive-Implantat hat per se einen Platform-Switch integriert.
Zusätzlich kann mit spezifischen PS-Aufbauteilen das krestale Knochenniveau optimal erhalten und zugleich das Weichgewebe geformt werden. Nach minimalinvasiver Extraktion des Zahns 15 offenbarte sich der Grund für die tiefgehende Infektion des Zahns: eine Längsfraktur der Wurzel (Abb. 2).
Implantatinsertion regio 15
Vier Monate nach der Heilungsphase im Bereich der Extraktionsstelle erfolgten eine klinische sowie radiologische Diagnostik (Abb. 3 und 4). Das OPG zeigte unter anderem die stabilen Verhältnisse der seit mehr als zehn Jahren in situ befindlichen Implantate und die verheilte Situation in regio 15.
Die Planung der Implantatposition erfolgte anhand einer DVT in der Planungssoftware (Simplant Pro, Dentsply Sirona, Bensheim). In der dreidimensionalen Ansicht von koronal wurde im DVT-Bildausschnitt sichtbar, dass regenerativ ein knöcherner Defekt im vestibulären Bereich vorlag (Abb. 5).
Über einen Mukoperiostlappen – ohne vertikalen mesialen Entlastungsschnitt – wurde der Kieferkamm regio 15 eröffnet und das Implantatbett nach der Pilotbohrung mit dem Spiralbohrer 2,0 entsprechend dem Xive-Protokoll aufbereitet. Die überarbeiteten neuen anodisierten Bohrer ermöglichen eine perfekte Sicht der vertikalen Implantatbettvorbereitung. Optimale Visualisierung gewährleistet auch die schwarze Lasermarkierung der Bohrer (Abb. 6 und 7).
Die korrekte dreidimensionale Implantatinsertion kann bei jedem Bohrerdurchgang mittels Richtungsindikatoren vereinfacht werden (Abb. 8). Nach Erreichen des angestrebten Implantatdurchmessers erfolgte eine krestale Präparation des Knochens zur individuellen Anpassung an die klinische Situation, um eine krestale Kompression während der Implantatinsertion zu vermeiden. Bei der sorgfältigen, schonenden Aufbereitung blieb die vestibuläre Lamelle möglichst unberührt, um den Knochen in diesem Bereich nicht zusätzlich zu traumatisieren.
Die Insertion des Implantats (Xive S ø 3,8 mm, Dentsply Sirona, Bensheim) erfolgte unter dem Aspekt der maximalen Schonung umliegender Gewebe. Grundsätzlich schafft die knochendicht adaptierte Aufbereitung der Kavität die idealen Voraussetzungen für eine geringe Belastung. Im kortikalen Knochen konnte die Insertion durch das apikal selbstschneidende Xive-Gewinde atraumatisch vorgenommen werden (Abb. 9).
Durch das langsame Vorschneiden des krestalen Implantatbetts während der Implantation wurden Stress und Überhitzung – insbesondere des physiologisch wenig reaktiven kortikalen Knochens – vermieden. Entsprechend der Planung konnte das Implantat palatinal subkrestal inseriert und die Implantatschulter im vestibulären Bereich auf Knochenniveau platziert werden.
Der knöcherne Defekt im vestibulären Bereich wurde mit autologen Knochenspänen aufgefüllt (Abb. 10). Da dieser Bereich von der Kortikalis bedeckt war, bedurfte es keiner zusätzlichen Membran.
Im Sinne eines zweizeitigen Vorgehens wurde das Implantat mit einer Verschluss-Schraube bakterien- und speicheldicht verschlossen. Der Schraubenkopf ist durch seine extrem flache Gestaltung (0,5 mm) ideal geeignet, um in diesem frühen, sensiblen Stadium ästhetische Beeinträchtigungen und Schleimhautperforationen zu vermeiden.
Die Schleimhaut wurde reponiert und mit einem monofilamenten Nahtmaterial (6,0 mm) die Situation spannungsfrei verschlossen. Das postoperative DVT-Bild verdeutlicht die palatinale Orientierung bei der Implantatbettaufbereitung bzw. der Insertion (Abb. 11).
Weichgewebemanagement
Das Ausformen des Emergenzprofils ist entscheidend für ein zufriedenstellendes Ergebnis. Um eine langfristige periimplantäre Gesundheit zu erreichen, ist eine enganliegende keratinisierte Weichgewebemanschette anzustreben.
Nach der Osseointegrationsphase von fünf Monaten erfolgte das Freilegen des Implantats mit einem Rolllappen (Abb. 12). Der Knochen in regio 15 war regeneriert; das Implantat ist palatinal, mesial und distal subkrestal nahezu vollständig von Knochen bedeckt bzw. umhüllt.
Zur Ausformung des Emergenzprofils wurde ein Gingivaformer der neuen Generation eingebracht und über einen kleinen Rolllappen das Gewebe minimalinvasiv reponiert. Das Verdicken des bukkalen Weichgewebes (Rolllappen) hatte zum Ziel, das periimplantäre Gewebe bei der Eingliederung des Gingivaformers zu restrukturieren und basierend auf einem ausreichenden Angebot an keratinisierter Gingiva die Ausbildung der biologischen Breite zu forcieren [7-9].
Die neuen Gingivaformer C haben eine leicht konkave Form und sind in bis zu vier verschiedenen Gingivahöhen sowie als PS-Variante (Platform-Switch) verfügbar. Die optimierte Geometrie unterstützt die ideale, trichterförmige Gestaltung des Emergenzprofils und trägt dazu bei, das Weichgewebe bestmöglich für die Aufnahme der Implantatkrone zu konditionieren.
Die Gingivaformer bestehen aus einer TitanIegierung, sind vollständig farbkodiert und auf der Oberseite lasermarkiert. In diesem Fall wurde ein Xive-PS-Gingivaformer C (ø 3,4 mm) mit einer Gingivahöhe von 5 mm gewählt (Abb. 13 und 14).
Der Knochen überlappt krestal somit das Implantat (ø 3,8 mm) um 0,4 mm. Somit wird die periimplantäre Physiologie nicht zerstört. Das Weichgewebe konnte optimal ausgeformt werden.
Die Überabformung erfolgte mit einem ebenfalls neuen Xive-Übertragungsaufbau (PickUp PS C kurz, ø 3,4 mm) (Abb. 15). Dieser erfasst exakt die vertikale und horizontale Implantatposition sowie die Ausrichtung der tiefen internen Hex-Verbindung und folgt der Kontur des Gingivaformers.
Eingliederung der Implantatkrone
Zum Zeitpunkt des Verschraubens vom Titanabutment (Platform-Switch) bestätigte sich die gesunde Weichgewebesituation mit einem natürlich ausgeformten Emergenzprofi l (Abb. 16). Die mittlerweile verfügbaren neuen Xive EstheticBase PS-Aufbauten sind analog der Farbkodierung goldgelb anodisiert, um so zu verdeutlichen, dass sie für den Implantatdurchmesser ø 3,8 geeignet sind.
Vor dem Fertigstellen der defi nitiven metallkeramischen Krone im Dentallabor erfolgten eine Gerüstanprobe sowie eine radiologische Kontrolle des Abutments mit Gerüstkappe in situ. Nach der keramischen Verblendung, der Finalisierung und Endkontrolle konnte die Krone eingegliedert werden.
Bereits drei Wochen nach der Eingliederung wirkte die Krone wie natürlich aus dem Kieferkamm gewachsen (Abb. 17). Die Situation zeigte sich bei der Nachkontrolle stabil (Abb. 18). Der Patient ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden, ebenso wie mit den anderen seit vielen Jahren in situ befi ndlichen Xive-Implantaten im Oberkiefer.
Zusätzlich zur Wiederherstellung der funktionellen Situation konnten stabile periimplantäre Gewebestrukturen geschaffen werden. Da dem Weichgewebe um die Implantate als funktioneller Schutzwall eine entscheidende Bedeutung – biologisches Siegel – zukommt, ist dies ein wichtiger Aspekt für die langfristige Prognose zum Implantaterfolg.
Fazit
Anhand des beschriebenen Falles wurden die Vorteile der neuen Xive-Gingivaformer C vorgestellt. Ein wesentlicher Vorzug ist deren optimiertes Design. Durch die konkave Geometrie wird mehr Raum für die Ausformung des Weichgewebes und somit für das Schaffen eines geschwungenen, ästhetischen Emergenzprofi ls geboten. Aus solchen Therapieerfolgen resultiert ein großes Vertrauen; der Patient vertraut dem Zahnarzt und seinem Team.
Der Zahnarzt vertraut auf das bewährte Implantatsystem, welches die Sicherheit bietet, bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Diese Verlässlichkeit und Vorhersagbarkeit entscheiden letztlich maßgeblich über die Wahl des Implantatsystems.
Bildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels
Keine Kommentare.