MIMI® ist sowohl ein chirurgisches als auch prothetisches Behandlungsverfahren: Kernpunkt ist, die Knochenhaut periimplantär maximal zu schonen. Die Knochenhaut, das Periost, ernährt den darunterliegenden Kieferknochen. Löst man sie nur einmal von seiner Unterlage – dem Knochen – ab, so „vernarbt“ sie und die „Knochen-Ernährungs-Pumpe“ kann um ca. 60-80% eingeschränkt sein.
Nach iatrogener Periostablösung ist eine Mangelernährung des Knochens, auch Jahre später, sehr wahrscheinlich – mit der Folge einer iatrogenen Knochenresorption. Auch im Zuge einer klassisch-prothetischen „Implantat-Wiedereröffnung“ mit „kleinem Lappen“ wird das periimplantäre Periost unnötig verletzt.
Nomenklatur des MIMI®-Verfahrens
Die Nomenklatur ist in fünf Kategorien untergliedert (Abb. 1): Sofortimplantate spielen eine immer wichtigere Rolle und es gibt sowohl aus chirurgischer als auch prothetischer Sicht keinen besseren Zeitpunkt für eine Implantation wie in der gleichen Sitzung wie die Zahnextraktion. Wir haben einen phantastischen Überblick, sehen sogar den Knochen, können zugleich das Weichteil durch Smart Grinder (autologes Knochenersatzmaterial), PlasmaSafe® (PRF) und andere Verfahren vollständig erhalten!
Psychologisch auch für die Patienten wichtig: Die kranke Wurzel ist draußen, die „gesunde Wurzel“ in der gleichen Sitzung schon wieder drin! Über 60 % meiner Implantationen in der eigenen Praxis sind mittlerweile Sofortimplantate, die eine fast gleich hohe Langzeit-Erfolgsstatistik (> 96 %) aufweisen wie Spätimplantate! Dies wird durch aktuelle, wissenschaftliche Studien bestätigt!
Das MIMI II-Verfahren ist die horizontale Distraktion und wurde von Dr. Ernst Fuchs-Schaller entwickelt. Die Summers-Methodik des indirekten Sinuslifts (MIMI Va) wird mehr und mehr durch den internen, direkten Sinuslift (kurz IDS) ersetzt (MIMI Vb). Beide Methoden werden als Video erklärt, QR-Codes dazu am Ende des Artikels.
Die MIMI II-Methodik (nach Dr. Ernst „Erni“ Fuchs-Schaller) beschreibt die horizontal-sagittale Verbreiterung schmaler Kieferkämme von z. B. 2 auf 6 mm, ohne Bildung von Mukoperiostlappen. Die drei Schichten – bukkale Knochenlamelle, intaktes Periost und die befestigte Gingiva – werden mit einfachen Hilfsmitteln (wie Winkelmodulatoren und Condenser) leicht nach bukkal mobilisiert und die zweiteiligen Implantate inseriert.
Insertionen nach dem MIMI-Protokoll funktionieren am besten mit zweiteiligen Champions (R)Evolution-Implantaten, die für dieses Insertionsprotokoll optimiert wurden. Diese Implantate werden beispielsweise bereits ab Werk mit der definitiven Halteschraube und dem ersten Gingivaformer, dem Shuttle, ausgeliefert.
Das MIMI-Insertionsprotokoll unterscheidet sich aber noch in weiteren Punkten von einer reinen „Flapless“ (lappenlos)-Technik. Denn MIMI-Indikationen gehen über das lappenlose Implantieren in „breite Kiefer“ und deren prothetische Versorgung hinaus.
Entscheidende Grundlage des MIMI-Insertionsprotokolls ist CNIP, die „Cortical navigated implantation procedure“ und wird uns als Insertionsnavigation von der Natur quasi „kostenlos“ zur Verfügung gestellt. Hierbei benutzen wir niedrig-tourig (und ohne Wasserkühlung!) eingesetzte konische Dreikant-Bohrer, die nach Kompakta-Durchtritt (250 U/Min maximal!) in der Spongiosa mit 50-70 U/Min nicht die kortikalen Knochenstrukturen perforieren können, sondern „navigiert“ immer in der spongiösen Knochenstruktur bleiben (Abb. 11-13).
Bei korrektem Vorgehen und einer Knochen-Kavitäten-Kontrolle (‚KKK‘) mittels dünner, flexibler, ausreichend langer Metallsonde kann man wirklich „lappenlos“ gezielt den Knochen für die Aufnahme eines Implantats aufbereiten (Abb. 14).
Die zweite, „prothetische“ Navigationshilfe sind die CHAMPIONS Implantat Guides (einer für Oberkiefer, der andere für den Unterkiefer). Sie sind sehr preiswert und als Schablone in der GOZ abrechenbar. Sie sind immer wieder verwend- und sterilisierbar und durch Verformung an jeden Kiefer anpassbar (Abb. 15 und 16).
MIMI im D1-/D2-Knochen
Ein „Geheimnis“ erfolgreicher Implantationen ist, dass die Implantat-Primärstabilität im (harten D1-/D2-) Knochen ausschließlich in der Spongiosa erreicht wird. Ideal ist eine Primärstabilität von 20-40 Ncm, die am besten mit Implantatsystemen erreicht wird, die über einen langen Innenkonus verfügen (z. B. Champions (R)Evolutions, Astra und Ankylos) und ca. 2 mm subkrestal inseriert werden.
Möchte man im D1-/D2-Knochen „Bone-Level“ Kavitäten aufbereiten, so empfehle ich eine „krestale Entlastung“ im kortikal-krestalen (!) Bereich: Für ein ø 3,5 mm Implantat erfolgt dies mit einem ø 4,0 mm Bohrer, bei einem ø 4,0 mm Implantat (für einen Einzel-Molaren) dann auch final mit einem ø 4,5 mm Bohrer. Wir simulieren so eine Sofortimplantation, bei dem die röntgenologischen Ergebnisse auf Jahrzehnte gesehen ebenso wie das „subkrestale Implantieren“ als sehr gut zu bezeichnen sind.
MIMI im D3-/D4-Knochen
Im „weichen“ Knochen (D3+D4) erfolgt die Pilotbohrung lediglich mit den ersten beiden konischen Dreikantbohrern und bereitet das Implantatbett weiter ausschließlich mit den CHAMPIONS Condensern auf. Condenser sind Knochen verdichtende Instrumente in den Durchmessern 2,4 / 2,8 / 3,0 / 3,3 / 3,8 / 4,3 / 4,8 / 5,3 mm (Abb. 17).
Erreicht man z. B. „handfest“ (etwa 20 Ncm) mit einem Condenser ø 3,3 mm eine Stabilität, so inseriert man ein Implantat ø 3,5 mm. Würde man die Stabilität erst mit dem Condenser ø 5,3 mm erreichen, so würde ein (R)Evolution Implantat gleicher Länge mit Durchmesser 5,5 mm eingesetzt werden.
Eine zeitsparende, supragingivale Abformung (ohne mehrfach verschiedene Hilfsteile auf- und abzuschrauben, die das Implantat-Innengewinde malträtieren können) sowie die „Nicht-Wiedereröffnung“ in der prothetischen Phase sind ebenfalls im MIMI-Protokoll definiert. Dies gilt auch für Multi-Unit Abutments.
Fazit
Die minimal-invasive Methodik der Implantation ist ein einfach zu erlernendes, zeitsparendes und für den Patienten „sanftes“ Operationsverfahren, das als „State of the art“ der zahnärztlichen Implantologie gilt. Das MIMI®-Verfahren (ohne Mukoperiostlappen-Bildung) inkl. der CNIP®-Navigation gewann 2013 den „Best Innovation in Medicin Award“ (SENSUS) in Dubai und wurde 2017 in Berlin für den „German Medical Award“ nominiert.
Um dieses Verfahren zu beherrschen, werden Fort- und Weiterbildungen empfohlen. Eine technische Aufrüstung der Praxis ist nicht erforderlich, die prothetischen CHAMPIONS Implantat Guides, grünes Winkelstück an der Einheit und Kleinröntgen und OPG reichen völlig aus. Ein DVT ist nur bei den allerwenigsten Operationen notwendig.
Mit dieser Ausstattung ist jede chirurgisch tätige Praxis, die auch Extraktionen durchführt, in der Lage, erfolgreich implantieren und prothetisch versorgen zu können. Ob Sofort- oder Spätimplantate, ob breiter oder schmaler Kiefer, ob mit oder ohne Sinuslift: Mit MIMI gelang der Implantologie der breite Einzug in die „normale“ Allround-Zahnarztpraxis.
Für das MIMI-Verfahren stehen als zweiteilige Implantatsysteme bis dato nur das (R)Evolution in Titan und Patent in Zirkon (Vertrieb: Champions-Implants) zur Verfügung, welche allesamt die beschriebenen MIMI-Kriterien erfüllen und einen optimierten Workflow bieten. Dank dem MIMI-Verfahren erleben viele Praxen einen „Implantologie-Boost“, da ihre implantierten und prothetisch versorgten Patienten es ihnen danken und zu wahren „Fans“ und „Botschaftern“ der Praxis werden!
QR-Codes zum Filmmaterial
Bildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels
Keine Kommentare.