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Kiefer

Komplexe Augmentation bei ausgedehntem Kieferkammdefekt

Um einen ausgedehnten Kieferkammdefekt erfolgreich zu behandeln, gilt es das Risiko einzuschätzen und verschiedene Aspekte zu befolgen. Vorgestellt wird eine komplexe Augmentation step-by-step mit individuell passgenauem Titangitter, PRF und autologem Knochen bis hin zu einer zufriedenstellenden Rekonstruktion des Kieferkamms.

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Ausgangssituation

Bei der Vorstellung des Patienten zeigte sich ein qualitatives und quantitatives Knochen- und Weichgewebedefizit im linken Unterkiefer (34–37). Der Zahnverlust lag mehrere Jahre zurück und der Patient wünschte eine festsitzende Versorgung. In der radiologischen Diagnostik zeigte sich ein hochliegendes Foramen mentale.

Abb. 1: Ausgedehnte Kieferkammresorption in regio 34-37. Tröltzsch
Abb. 1: Ausgedehnte Kieferkammresorption in regio 34-37.

Für die Augmentation des vertikalen und horizontalen Knochendefekts wurde mit dem Patienten die Durchführung der Yxoss CBR® Technik sowie die Option mit einem autologen Knochenblock diskutiert. Bei der Aufklärung wurde darauf hingewiesen, dass nach Augmentation und Einheilung der Implantate, eine Vestibulumplastik erfolgen muss (Abb. 1-3).

Abb. 2: Ausgeprägte, radiologische Inhomogenität des Knochens. Tröltzsch
Abb. 2: Ausgeprägte, radiologische Inhomogenität des Knochens.
Abb. 3: Patientenspezifische Anforderungen (z. B. Foramen mentale) werden für die geplante Knochenaugmentation durch die Customized Bone Regeneration (CBR®) berücksichtigt. Tröltzsch
Abb. 3: Patientenspezifische Anforderungen (z. B. Foramen mentale) werden für die geplante Knochenaugmentation durch die Customized Bone Regeneration (CBR®) berücksichtigt.

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Risikoprofil des Patienten

Geringes Risiko Mittleres Risiko Hohes Risiko
Patientengesundheit Intaktes Immunsystem Starker Raucher Beeinträchtigtes Immunsystem
Ästhetische Ansprüche des Patienten Niedrig Mittel Hoch
Höhe der Lachlinie Niedrig Mittel Hoch
Gingivaler Biotyp Dick,
„wenig girlandenförmig“
Mittel,
„mäßig girlandenförmig“

Dünn,
„stark girlandenförmig“

Form der Zahnkronen Rechteckig Dreieckig
Infektionen an Implantationsstelle Keine Chronisch Akut
Knochenhöhe am angrenzenden Zahn ? 5 mm zum Kontaktpunkt 5,5–6,5 mm zum Kontaktpunkt ? 7mm zum Kontaktpunkt
Restaurativer Status des Nachbarzahns Intakt Geschädigt
Breite der Zahnlücke 1 Zahn (? 7mm) 1 Zahn (? 7 mm) 2 Zähne oder mehr
Weichgewebeanatomie Intakt Komprimiert
Knochenanatomie des Alveolarkamms Kein Defekt Horizontaler Defekt Vertikaler Defekt

Vorgehensweise

Präoperativ wurde im Sinne eines Backward Planning erst die spätere Implantatposition und in Kenntnis dieser, die Ausdehnung des Titangitters festgelegt. Hierbei wurde festgestellt, dass sich zum einen das Foramen mentale direkt im Augmentations- und Implantationsbereich befindet und zum anderen der Verlauf des Nervus alveolaris inferior, trotz Augmentation, nur relativ kurze Implantate zulassen wird.

Bei der digitalen Planung des Gitters wurde dieser Aspekt besonders berücksichtigt und zudem auf die Lage des Foramen mentale speziell geachtet. Das Gitter wurde im Austrittsbereich ausgespart, um eine Traumatisierung zu vermeiden (Abb. 4-19).

Augmentation

Abb. 4: Nach crestaler Schnittführung, vestibulärer und lingualer Abpräparation, vestibulärer Entlastung und Freipräparation des N. mentalis erfolgt die Periostschlitzung vestibulär. Tröltzsch
Abb. 4: Nach crestaler Schnittführung, vestibulärer und lingualer Abpräparation, vestibulärer Entlastung und Freipräparation des N. mentalis erfolgt die Periostschlitzung vestibulär.
Abb. 5: Konditionierung des zu augmentierenden Bereiches mit einem Knochenschaber und kortikalen Bohrungen; Anprobe des passgenauen Gitters. Tröltzsch
Abb. 5: Konditionierung des zu augmentierenden Bereiches mit einem Knochenschaber und kortikalen Bohrungen; Anprobe des passgenauen Gitters.
Abb. 6: Der gewonnene autologe Knochen wurde mit Geistlich Bio-Oss® gemischt, das Gitter damit aufgefüllt und eingesetzt. Tröltzsch
Abb. 6: Der gewonnene autologe Knochen wurde mit Geistlich Bio-Oss® gemischt, das Gitter damit aufgefüllt und eingesetzt.
Abb. 7: Fixierung des aufgefüllten Gitters mit Osteosyntheseschrauben. Tröltzsch
Abb. 7: Fixierung des aufgefüllten Gitters mit Osteosyntheseschrauben.
Abb. 8: Ansicht des eingesetzten Yxoss CBR® Gitters. Tröltzsch
Abb. 8: Ansicht des eingesetzten Yxoss CBR® Gitters.
Abb. 9: Abdeckung des Gitters mit der GBR-Membran Geistlich Bio-Gide®. Tröltzsch
Abb. 9: Abdeckung des Gitters mit der GBR-Membran Geistlich Bio-Gide®.
Abb. 10: Zusätzliche Anwendung von PRF-Matrizes auf die GBR-Membran Geistlich Bio-Gide® zur Unterstützung der Wundheilung. Tröltzsch
Abb. 10: Zusätzliche Anwendung von PRF-Matrizes auf die GBR-Membran Geistlich Bio-Gide® zur Unterstützung der Wundheilung.
Abb. 11: Primärverschluss durch mehrschichtige, spannungsfreie Wundnaht. Tröltzsch
Abb. 11: Primärverschluss durch mehrschichtige, spannungsfreie Wundnaht.
Abb. 12: Verlauf der Wundheilung nach 1 Woche. Tröltzsch
Abb. 12: Verlauf der Wundheilung nach 1 Woche.

Implantation: 7 Monate nach Augmentation

Abb. 13: Radiologischer Befund für die Implantatplanung. Tröltzsch
Abb. 13: Radiologischer Befund für die Implantatplanung.
Abb. 14: Freilegung des Gitters durch Schnittführung in der alten Narbe. Tröltzsch
Abb. 14: Freilegung des Gitters durch Schnittführung in der alten Narbe.
Abb. 15: Rekonstruierter Kieferkamm nach Gitterentfernung. Tröltzsch
Abb. 15: Rekonstruierter Kieferkamm nach Gitterentfernung.
Abb. 16: Ausreichendes Knochenangebot, um Implantate mit hoher Primärstabilität zu setzen. Tröltzsch
Abb. 16: Ausreichendes Knochenangebot, um Implantate mit hoher Primärstabilität zu setzen.
Abb. 17: Implantate in situ mit anschließender Nachkonturierung mit Geistlich Bio-Oss®. Tröltzsch
Abb. 17: Implantate in situ mit anschließender Nachkonturierung mit Geistlich Bio-Oss®.
Abb. 18: Abdeckung mit Geistlich Bio-Gide® und PRF-Matrix. Tröltzsch
Abb. 18: Abdeckung mit Geistlich Bio-Gide® und PRF-Matrix.
Abb. 19: Wundverschluss nach Implantation. Tröltzsch
Abb. 19: Wundverschluss nach Implantation.
Abb. 20: Wundheilung 10 Tage postoperativ. Tröltzsch
Abb. 20: Wundheilung 10 Tage postoperativ.
Abb. 21: Aufnahme 6 Monate nach Implantation. Verlauf des Nervs ca. 1 mm unterhalb der Implantate. Tröltzsch
Abb. 21: Aufnahme 6 Monate nach Implantation. Verlauf des Nervs ca. 1 mm unterhalb der Implantate.

Ergebnis

Trotz der schlechten, hart- und weichgewebigen Grundvoraussetzungen konnte der Kieferkamm zufriedenstellend rekonstruiert werden. Die Augmentation des kombinierten, horizontalen und vertikalen Defekts mit Yxoss CBR®, Geistlich Bio-Oss®, Geistlich Bio-Gide®, autologem Knochen und PRF ermöglichte die Implantation mit hoher Primärstabilität in den rekonstruierten Bereich.

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