Hangar-Technik zur Versorgung einer Einzelzahnlücke mit vertikalem Knochendefekt

Nach einer Zahnentfernung und dem Verlust des sogenannten Bündelknochens kann es zu einer ausgeprägten Knochenatrophie [1,2,3] kommen. Die Rekonstruktion dieser Knochendefekte ist die Grundlage einer dauerhaften Wiederherstellung gesunder Gewebeverhältnisse und einer prothetischen Restauration. Zur Schaffung eines ausreichend dimensionierten neuen Implantatlagers können Knochendefekte mit autologen Knochenblöcken, Knochenersatzmaterial oder einer Kombination der beiden Verfahren rekonstruiert werden [4,5].
Der Name Hangar-Technik ist abgeleitet von dem französischen Wort Flugzeughangar, der sich durch seine außerordentliche Stabilität und die typische abgerundete Deckenform auszeichnet. Die Schalenform bei der Hangar-Technik unterscheidet sich von den Schalen, die mit der Split-Bone-Block-Technik (SBBT) gewonnen werden, durch ihre Rundungen.
Diese entstehen, da die Schale mittels eines Trepans gewonnen wird. Diese Art der Entnahme wird auch Semilunartechnik (SLT) genannt und wird erleichtert durch die Anwendung des Easy Bone Collectors (EBC, EBA Systems).
Das chirurgische Protokoll sieht bei der Hangar-Technik vor, dass die okklusale Schale nach der Fixierung mit Osteosyntheseschrauben mittels einer Trepanfräse – möglichst in gleichem Durchmesser wie das Implantat – durchstoßen wird, so dass in der Folge das Implantat durch diese Trepanationsöffnung inseriert werden kann. Zuvor wird der Zwischenraum mit autologen Partikeln gefüllt.
Patientenfall
Eine 57-jährige Patientin stellte sich mit einem nicht erhaltungswürdigen Zahn 14 im Oberkiefer rechts vor. Ziel der geplanten Behandlung war die adäquate Rekonstruktion des Hart- und Weichgewebes sowie die prothetische Neuversorgung mittels einer implantatgetragenen Krone.
Chirurgische Maßnahmen
Danach erfolgt die Rekonstruktion des Knochendefekts, wobei eine zuvor entnommene Knochenschale entsprechend der Schalentechnik nach Prof. Khoury auf Distanz gesetzt und mit kleinen Osteosyntheseschrauben fixiert werden. Es ist hierbei eine Kieferkammbreite von mindestens 7 mm anzustreben, um im prämolaren Bereich ein Implantat in ausreichenden Dimensionen inserieren zu können. Vorteilhaft bei der Methode des biologischen Eigenknochenaufbaus mit autologem Knochen ist die Tatsache, dass nicht überaugmentiert werden muss, da die Resorptionsgefahr äußerst gering ist (Abb. 9).
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Abb. 2: Die intraorale Situation regio 14.
© Dr. Frank Zastrow -
Abb. 3: Nach Aufklappung erkennt man den lateralen und vertikalen Knochendefizit
in regio 14.
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Abb. 4: Mittels der Semilunartechnik (SLT) und des Einsatzes des Easy Bone Collectors
(EBC) können mehrere intrakortikale Knochenschalen in der retromolaren
Region entnommen werden.
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Abb. 5: Die Auswertung des DVTs ergibt einen ausreichenden Abstand zum Nerv
und gibt ein Indiz darauf, welche maximale Länge der Schale zu erwarten ist.
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Abb. 6: Die Semilunarschalen haben eine Dicke von lediglich 2 mm, d.h., sie müssen
nicht mehr gesplittet bzw. zweigeteilt werden. Außerdem vorteilhaft ist die
natürliche Rundung der Schalen, die möglicherweise das ohnehin schon geringe
Expositionsrisiko bei autologen Knochenschalen weiter reduzieren kann.
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Abb. 7: Die Entnahme von mehreren Semilunarschalen nebeneinander ist möglich.
Es ist darauf zu achten, jeweils eine kleine Knochenbrücke zwischen den
Entnahmestellen zu belassen.
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Abb. 8: Nach erfolgter Knochenentnahme werden die Knochenschalen mit Hilfe
des Safescrapers (Firma Meta) weiter ausgedünnt.
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Abb. 9: Die Knochenschale wird mit ihrer abgerundeten Seite nach oben mit Osteosyntheseschrauben
fixiert. Danach erfolgt die Perforation der Schale mittels eines
Trepans entsprechend dem Durchmesser des Implantats, das inseriert werden soll.
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Anschließend wurde der bestehende Hohlraum entsprechend den Prinzipien des biologischen Eigenknochenaufbaus mit partikulierten Knochenspänen aufgefüllt, die beim Ausdünnen der Knochenschalen gewonnen wurden. Durch diese Methode wird im Unterschied zu kompakten Kortikalisblöcken die Oberfläche des Knochens vergrößert, was wiederum zu einer größeren Angriffsfläche für die zuführenden Gefäße führt und damit eine schnellere Ernährung und Revaskularisierung des aufgebauten Knochens erlaubt (Abb. 10).
Prothetische Versorgung
Nach offener Abformung wurde im Labor ein Meistermodell erstellt, und es erfolgte die Herstellung eines Kobalt-Chrom-Brückengerüsts im CAD/CAM-Verfahren. Nach Herstellung des Gerüsts wurde dieses mit Verblendkeramik fertiggestellt.
Die Krone wurde auf dem Implantat verschraubt, um einer durch Befestigungszement induzierten Periimplantitis sicher entgegenzuwirken. Das klinische Abschlussfoto zeigt reizfreies Weichgewebe im periimplantären Bereich sowie eine ausreichende keratinisierte Mukosamanschette periimplantär (Abb. 16).
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Abb. 11: Die okklusale Knochenschale kann nun wieder zurückgesetzt werden.
Es ist auf eine ausreichende Fixierung der okklusalen Knochenschale zu achten.
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Abb. 12: Das Implantat wird subkrestal inseriert, und die Deckschraube kann
platziert werden. Es kam in diesem Fall nur eine okklusale Schraube zum Einsatz.
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Abb. 13: Okklusale Ansicht der Hangar-Technik.
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Abb. 14: Das postoperative Röntgenbild zeigt den augmentierten Bereich im 1. Quadranten.
Das Implantat konnte dank der Hangar-Technik simultan inseriert werden.
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Abb. 15: Es erfolgen die Freilegung mittels einfacher Verdrängungsinzision und
das Aufbringen des Gingivaformers.
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Abb. 16: Der fertige Zahnersatz eingegliedert in okklusaler Ansicht.
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Diskussion
Im vorliegenden Fall konnte dank der Hangar-Technik das Einbringen des Implantats zeitgleich mit der Rekonstruktion des vertikalen Defizits erfolgen. Bei der Hangar-Technik ist es möglich, das Implantat simultan mit der vertikalen Knochenaugmentation durch die okklusal fixierte Knochenschale zu inserieren.
Die Semilunartechnik (SLT) ist noch eine sehr junge Technik, während die Schalentechnik per se schon auf fast 30 Jahre Anwendung zurückblicken kann. Dementsprechend steht bei der Schalentechnik ebenfalls ein großes Repertoire an Studien zur Verfügung. Im Folgenden wird auf die Unterschiede der Schalentechnik mit autologen Knochenschalen und der Methode der gesteuerten Knochenregeneration (GBR) eingegangen.
Bei der Schalentechnik wird retromolar ein autologer Knochenblock entnommen und geteilt (Split-Bone-Block-Technik nach Prof. Khoury [6,7]). Danach werden die Schalen am Kieferkamm zur Schaffung eines neuen Implantatlagers fixiert.
In der Implantologie spielen Knochenaufbautechniken eine entscheidende Rolle für den langfristigen Erfolg von Implantaten. Eine wichtige Technik, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat, ist die Schalentechnik mit autologen Schalen. Sie hat sich als überlegene Methode zur Optimierung der Implantatplatzierung und -überlebensrate erwiesen.
Die Schalentechnik, auch als Shell-Technik oder als Split-Bone-Block-Technik (SBBT) bekannt, nutzt autologe Knochenschalen zur Schaffung eines Knochengerüsts, das anschließend mit patienteneigenem Knochengranulat gefüllt wird. Dies bietet eine Reihe von Vorteilen, darunter eine verbesserte Kontrolle von Knochendichte und -form sowie eine deutlich höhere Knochenqualität. Die Technik hat in klinischen Studien gezeigt, dass sie sowohl in Bezug auf die Überlebensrate von Implantaten als auch auf den Erhalt des Knochenvolumens erfolgreich ist.
Im Gegensatz dazu birgt der autologe Knochenaufbau eine Reihe von Herausforderungen, insbesondere die begrenzte Verfügbarkeit von Knochen und die mögliche Morbidität an der Entnahmestelle. Die GBR, bei der eine Membran verwendet wird, um Raum für das Wachstum von neuem Knochen zu schaffen, kann ähnliche Probleme aufweisen zusätzlich zu den Risiken einer Membranexposition und -infektion.
Die Verwendung von Knochenersatzmaterialien hat zwar den Vorteil, dass keine zusätzlichen operativen Eingriffe erforderlich sind, jedoch sind diese Materialien in Bezug auf die Knochenqualität oft nicht mit autologem Knochen vergleichbar. Außerdem besteht das Risiko einer unzureichenden Integration und Reaktion auf Fremdkörper.
Im Vergleich zu diesen Techniken bietet die Schalentechnik nach Prof. Khoury einen nachhaltigeren Ansatz für den Knochenaufbau in der Implantologie. Sie reduziert die Notwendigkeit von Sekundäroperationen, ermöglicht eine bessere Kontrolle der Knochenarchitektur und führt zu einer besseren Knochenqualität.
Zusätzlich haben Studien gezeigt, dass die Schalentechnik mit weniger postoperativen Komplikationen verbunden ist. Sie stellt eine geringere Belastung für den Patienten dar und verbessert die langfristige Prognose der Implantate.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schalentechnik eine überlegene Methode für den Knochenaufbau in der Implantologie darstellt. Sie bietet nachhaltigere Ergebnisse und weniger Komplikationen im Vergleich zur gesteuerten Knochenregeneration (GBR) und der Verwendung von Knochenersatzmaterialien. Es ist jedoch zu beachten, dass die Wahl der Methode immer von der individuellen klinischen Situation des Patienten abhängen sollte.
Mit dem beschriebenen Protokoll können vertikale Knochendefekte sicher rekonstruiert und mit einer verschraubten festsitzenden implantatgetragenen prothetischen Restauration langfristig ästhetisch und funktionell versorgt werden.
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