Praxisführung


Von der Mitarbeiterfluktuation zur Blindbewerbung

05.12.2019

© onephoto / Fotolia
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Ihre Praxis läuft, Sie sind in Ihrer Region gut etabliert, erhalten regen Zulauf von Neupatienten und zelebrieren Zahnmedizin auf hohem Niveau. Hört sich richtig gut an, wenn da nicht die neue Herausforderung wäre, die Ihren Erfolg nachhaltig bedroht – das Thema Mitarbeiter. In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass Mitarbeiterführung das zentrale Erfolgskriterium in der Zahnarztpraxis wird.

Bei diesem Thema liegt die Konzentration meist auf der Mitarbeitersuche. Jetzt stellt sich die Frage: „Was kommt zuerst, Henne oder Ei?“ Mitarbeiter suchen oder Mitarbeiter halten. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns damit, die passenden Mitarbeiter zu halten.

Mitarbeiter halten

In vielen Praxen gibt es die Problematik, dass händeringend nach neuen Mitarbeitern gesucht wird. Wenn neue Mitarbeiter in der Praxis starten, müssen sie schnellstmöglich in den Praxisablauf integriert werden. Oftmals bekommen sie ihre Chefs nur zwischen Tür und Angel zu Gesicht. Dadurch sind Missverständnisse und beiderseitiger Frust vorprogrammiert. Wenn Sie die Mitarbeitersituation in Ihrer Praxis entscheidend verbessern wollen, dann legen Sie einen ganz besonderen Fokus auf die Eingewöhnungsphase von neuen Mitarbeitern. Am besten erarbeiten Sie, je nach Praxisgröße, mit Ihren Führungskräften und/oder Mitarbeitern einen Plan für die perfekte Eingewöhnung. Details hierzu wurden bereits in weiteren Beiträgen in der DI beschrieben.

Nach der Eingewöhnungsphase stellen sich folgende Fragen:

  • Welche Haltung haben Inhaber und Führungskräfte zu Mitarbeitern?
  • Wie sollen sich Mitarbeiter fühlen?
  • Wann erfolgen Feedbackgespräche, damit Mitarbeiter wissen, wo sie stehen und wie ihre Leistung wahrgenommen wird?
  • Was können wir tun, dass unsere Mitarbeiter in ihrem Umfeld von der Praxis „schwärmen“?
  • Wie entstehen daraus „Blindbewerbungen“ von passenden Mitarbeitern?

Die wahren Schätze Ihrer Praxis

Es ist bemerkenswert, dass ein Großteil der Praxen über Mitarbeitermangel klagt und andere durch Blindbewerbungen, immer passende Mitarbeiter in der Hinterhand haben. Wenn dies verlockend für Sie klingt, dann klären Sie zunächst für sich und danach mit Ihren Führungskräften, welche Haltung Sie gegenüber Mitarbeiter haben. Sind es Erfüllungsgehilfen, die zu funktionieren haben, da sie schließlich dafür entlohnt werden oder sind es die „Schätze“ der Praxis, die dafür sorgen, dass sich Patienten wohl fühlen und Vertrauen entwickeln? Welche Motivation und Begeisterung kann entstehen, wenn Mitarbeiter spüren, dass sie und ihr Tun wichtig sind?

Machen Sie sich bitte intensiv Gedanken darüber, wie sich Mitarbeiter bei Ihnen fühlen. Möglicherweise arbeiten Sie schon längst an Ihrem Wohlfühlprogramm für Patienten. Wie sieht es mit dem Wohlfühlprogramm für Mitarbeiter aus? Wenn Sie eine optimale Lösung finden wollen, dann fragen Sie am besten die, die es betrifft – die „Schätze“ Ihrer Praxis. Wir empfehlen Ihnen, dies persönlich (auch gerne in der Teambesprechung) zu tun. Personalzufriedenheitsbögen gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Wenn dann die Auswertung und Umsetzung nicht perfekt funktioniert, lösen solche Maßnahmen eher Demotivation aus.

Feedbackgespräche etablieren

Für Menschen ist es sehr wichtig, zu wissen, wie und ob ihre Leistung wahrgenommen wird. Dafür eignen sich fest etablierte Feedbackgespräche. Der wichtigste Part in solchen Gesprächen ist das ehrliche Interesse am Gegenüber. Wenn dieses ehrliche Interesse vorhanden ist, entstehen auch automatisch die passenden Fragen. Konzentrieren Sie sich hierbei hauptsächlich darauf gut zuzuhören. Dies gilt besonders für die extrovertierten Leser. Es geht nicht darum, Mitarbeitern viel nahe zu bringen, sondern um das Gefühl gehört und verstanden zu werden. Hier ein paar Beispielfragen:

  • Was läuft für Sie in der Praxis gut?
  • Was sind Selbstläufer, die einfach so mitlaufen und kaum Energie benötigen?
  • Was fällt eher schwer?
  • Welche Hindernisse treten immer wieder auf?
  • Wie kann ich Sie bei der Lösung unterstützen?

Diese Fragereihe lässt sich beliebig erweitern. Das wichtigste dabei ist, dass Sie sich auf Ihre Gegenüber einlassen und nicht eine vorgefertigte Struktur stur durchziehen. Mit einigen Mitarbeitern kann sich dieses Vorgehen zunächst etwas zäh gestalten, weil sie in der Regel solch eine Anteilnahme nicht gewöhnt sind. Nach und nach werden sich diese Gespräche in Ihrer Praxiskultur verankern. Dann können Sie die Gespräche in verschiedene Richtungen lenken. Die Frage „was müsste passieren, dass Sie in Ihrem Umfeld von dieser Praxis als Mitarbeiter/in schwärmen? Dies ist eine Möglichkeit, um einen wesentlichen Schritt weiter in Richtung Blindbewerbungen zu gehen. Wir wünschen Ihnen von Herzen, dass Sie die passenden Mitarbeiter für sich finden.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Axel Thüne