Praxisführung


Wie es Führungskräften gelingt, eine entspanntere Position einzunehmen

13.02.2020

© Axel Thüne
© Axel Thüne

Sie haben ein erfolgreiches Jahr abgeschlossen, mit Ihrem Team gefeiert und fragen sich, wie das gute Ergebnis noch getoppt werden kann. Möglicherweise hinterfragen Sie in solchen Momenten den Sinn, dieser Endlosschleife. Nutzen Sie doch den Beginn dieses neuen Jahrzehntes für eine Weiterentwicklung Ihrer Führungsrolle.

Wenn es in einer Praxis richtig gut läuft, kennt das gesamte Team die Praxisziele und der passende Kurs dahin ist perfekt navigiert. Alle wissen, was sie wann und wie zu tun haben. Die Praxisführung hat diese Ziele definiert. In Ihrer klassischen Führungsrolle hat sie die Aufgabe, die Umsetzung zu überwachen und regulierend einzugreifen. So weit so gut…es funktioniert, aber irgendwie stellt sich im Laufe der Zeit immer wieder ein Gefühl der Unzufriedenheit ein. Manche bezeichnen sich selbst als „Ackergaul“ oder „Dauerüberwacher“, an dem alles hängt. Sie erleben, dass die Praxis nur perfekt läuft, wenn Sie anwesend sind und sind oftmals maßlos enttäuscht, wenn „sinnlose“ Fragen zum hundertsten Mal gestellt werden.

Eigenverantwortlich Ziele entwickeln und umsetzen

Stellen Sie sich vor, Ihre Mitarbeiter würden selbstverantwortlich passende Ziele entwickeln, die über Ihren persönlichen Erwartungen liegen. Ja, sie würden sogar Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten entwickeln, um diese ambitionierten Ziele umzusetzen. Darauf gehen wir in der Folge genauer ein:

Zunächst braucht es das passende Zahlenmaterial. Sie entscheiden für sich, ob Sie Einblicke in die Umsatzzahlen gewähren möchten oder lieber mit Stückzahlen arbeiten. Bei Implantaten ist dies sehr einfach, in der Prophylaxe kann mithilfe der Anzahl von Zähnen, Generierung von Neupatienten etc. gemessen werden.

Um eine Berechnungsgrundlage zu schaffen, betrachten Sie sich mit Ihrem Team die Entwicklung der letzten drei Jahre. Dies geschieht im Idealfall für alle Leistungsbereiche der Praxis. Wenn Ihnen dies zu komplex erscheint, ist es hilfreich einen passenden Coach Ihres Vertrauens hinzuzuziehen, damit die Umsetzung nicht aus dem Ruder läuft und strukturiert gearbeitet werden kann.

Möglichkeiten und Chancen herausarbeiten

Im ersten Schritt erarbeiten die Mitarbeiter in Gruppen für jeden Leistungsbereich Möglichkeiten und Chancen, die sie für das kommende Jahr sehen. Hier darf geträumt, gesponnen und gewünscht werden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Mitarbeiter ein sehr feines Gespür für die Entwicklungschancen entfalten, aber meist nicht in solche Überlegungen einbezogen werden. Nutzen Sie dieses Potenzial zukünftig besser für sich und Ihre Praxis.

Vorteile für Sie als Führungskraft

Für Sie als Führungskraft entwickelt sich in diesem Prozess eine neue Rolle. Sie sind nicht mehr der „Zielelieferant“, der alle überzeugen muss, sondern können sich erst einmal zurücklehnen und sich die Mitarbeiterziele präsentieren lassen. Jetzt sind Sie in der Position kritisch zu hinterfragen, wie solch visionäre Pläne gelingen sollen. Welche Motivation und Eigenverantwortlichkeit wird wohl entstehen, wenn Mitarbeiter ihre „Erfindung“ zum Erfolg führen wollen?

Wenn Menschen vorgegeben wird, was für sie gut ist und was sie zu tun haben, werden sie im Unterbewusstsein die Neigung haben, zu beweisen, dass diese Ideen von außen nicht funktionieren. Sobald Menschen selbst erfinden und entwickeln dürfen, werden sie mehr Potenzial freisetzen, um zu zeigen, wozu sie in der Lage sind. Sobald Sie diese freiwerdenden Ressourcen Ihrer Mitarbeiter nutzen, werden Sie sich wieder mehr auf Ihre Zahnmedizin konzentrieren können und weniger antreiben müssen.

Wie können Zeile erreicht werden?

Als nächsten Schritt im Zielcoaching erarbeitet das Team, mit welchen Maßnahmen und Ideen sie die fixierten Ziele erreichen wollen. Dabei gilt es darauf zu achten, dass nicht nur eine Ideensammlung entsteht. Es muss ein konkreter Umsetzungsplan entwickelt werden, der auch einen klaren Zeitstrahl enthält:

  • Was haben wir bis wann erreicht?
  • Welche Zwischenziele gilt es bis wann zu schaffen?
  • Wer ist wofür verantwortlich?
  • In welchen regelmäßigen Zyklen treffen wir uns zur Reflexion?
  • Wie kontrollieren wir unseren Erfolg?
  • Wie gehen wir mit Rückschlägen um?
  • Wie feiern wir unsere Erfolge?

Die Verantwortlichkeit für die Ziele sollte nie bei Ihnen liegen. Lassen Sie das Team festlegen, wer für welchen Bereich verantwortlich ist und die Zielkontrolle übernimmt. Sie werden recht schnell spüren, wie sich eine neue Dynamik entwickelt und Sie nur noch den Blick für das große Ganze haben müssen. 

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Axel Thüne