Zahnarztangst, Diabetes, Risikofaktoren, Parodontitis, fehlende und/oder nicht erhaltungswürdige Zähne: Jeder Patient betritt die Praxis sozusagen mit seiner eigenen Geschichte. Zahnärzte, die in ihrer Praxis die gesamte Zahnheilkunde und auch implantologische Versorgungen anbieten, müssen sich täglich bei der Behandlung ihrer Patienten mit diesen Aspekten auseinandersetzen.
„Diese Kollegen definieren wir als Dental Leaders. Für sie gibt es mehr als nur Zahnlücken, die auf die Versorgung mit einem implantatgetragenen Zahnersatz warten“, beschreibt Prof. Dr. Daniel Grubeanu, Präsident der DGOI, die Zielgruppe für das neue Kongressformat ImpAct Dental Leaders.
Das Leitthema lautete „Die ‘ganz normalen’ Patienten von ASS bis zeitintensiv“. „Mit diesem Thema sind wir über die rein implantologischen Diskussionen hinausgegangen und haben auch Fragestellungen berücksichtigt, mit denen sich die Kollegen täglich bei der Behandlung ihrer „normalen“ Patienten auseinandersetzen müssen“, erläuterte Kongresspräsident Dr. Kay Pehrsson, Schatzmeister der DGOI, das inhaltliche Konzept. So beleuchteten die 20 Top-Referenten sowohl die klassischen implantat-chirurgischen Themen wie auch den Einsatz von Keramik- und kurzen Implantaten, Zahnarztphobie, Therapiekonzepte bei parodontal kompromittierten Patienten und Bereiche aus dem Praxismanagement.
Livestream aus dem Mannheimer Rosengarten
Ursprünglich war ImpAct Dental Leaders als Hybridkongress geplant, mit über 100 Teilnehmenden im Mannheimer Kongresszentrum Rosengarten und mit einem Livestream für all diejenigen, die nicht in die Quadratestadt hätten kommen können. Mitte Mai 2021 musste die DGOI doch coronabedingt den Präsenzpart der Veranstaltung absagen.
Der Saal wurde kurzerhand zu einem Fernsehstudio mit mehreren Kameras umgebaut. Die namhaften Referenten reisten – bis auf wenige Ausnahmen – dennoch an, um ihre Vorträge live auf der Bühne und vor Kameras und Mischpulten zu halten.
Damit die Teilnehmenden sich zumindest virtuell zu einem kollegialen Austausch treffen konnten, hatte die DGOI eine Online-Meeting-Area für Video-Chats zur Verfügung gestellt. Am Freitagabend gab es noch eine virtuelle Weinprobe mit dem Sommelier Maximilian Wilm aus Hamburg. Den Teilnehmenden hatte die DGOI die Weine zuvor per Post nach Hause geschickt. Die Abendveranstaltung wurde unterstützt von der Straumann Group.
Breite Themenpalette
Los ging es mit klassischen implantatchirurgischen Themen wie Sofortimplantation und -versorgung und einem implantatprothetischen Update über verschraubte, zementierte und gesteckte Verbindungen. Auch Systemfragen, wie der Einsatz von kurzen Implantaten und Keramikimplantaten sowie die Versorgung von älteren Systemen wurden erörtert.
Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets, Fortbildungsreferent der DGOI, und Prof. Dr. Andreas Pfützner (Mainz) sensibilisierten am Freitagnachmittag für medizinische Fragestellungen. Sie stellten mögliche Auswirkungen von Diabetes und Medikamenten wie Protonenpumpenhemmer auf die implantologische Versorgung von Patienten dar.
Am Samstag ging Priv.-Doz. Dr. Dr. Frank Halling (Fulda) auf relevante Neben- und Wechselwirkungen der meistverordneten Arzneimittel ein, und Dr. York A. Zebuhr (Österreich) beleuchtete die Auswirkungen von Antiresorptiva auf die implantologische Versorgung. Die Anamnese im Hinblick auf die Medikamenteneinnahme hat eine hohe Relevanz. Empfohlen wird, diese bei langjährigen Patienten in regelmäßigen Abständen abzufragen, um die Anamnese so aktuell wie möglich zu halten.
Zahnerhalt und Parodontologie: Wie lange sollen Zähne erhalten werden? Konkrete Entscheidungskriterien für oder gegen den Zahnerhalt und ein strukturiertes Behandlungskonzept mit dem Fokus auf parodontale Entzündungen wurden vorgestellt. Die Referenten zeigten, dass sich Zahnverlust mit einem nachhaltigen Therapiekonzept oftmals verhindern lässt.
Eine deutliche Botschaft in puncto Implantatbehandlung bei parodontal kompromittierten Patienten lautete: Parodontitis-Patienten haben ein erhöhtes Risiko für Periimplantitis und benötigen daher mehr Aufmerksamkeit. Konkrete Tipps, wie die Furcht der Patienten vor dem Zahnarztbesuch gelindert werden kann, hatte Prof. Dr. Hans-Peter Jöhren (Bochum) zur Hand. Zum Beispiel wirkt Musik entspannend.
Praxisorganisation, KI und IT-Sicherheit: Mehrere Referenten sensibilisierten auch für den Umgang mit Patienten, Abrechnungsfragen und hinterfragten Praxisstrukturen. Zum Beispiel lohne sich die kritische Frage, welche Bereiche Zahnärzte outsourcen können, um mehr Zeit für Wesentliches zu haben.
Interessante Ausblicke in die Zukunft bot der Vortrag über künstliche Intelligenz in der Implantologie. Das Thema IT-Sicherheit und Malware mit Sylvester Tremmel (Hannover) kam bei den Zahnärzten sehr gut an.
Kick-off für „Ready2Go“
Am Samstagmorgen stellte Dr. Kay Pehrsson das neue Onlineformat „Ready2Go“ der DGOI vor. Der Name ist Programm, denn Experten aus den Reihen der DGOI geben in kurzen Videosequenzen praxisbezogene Tipps, die Praktiker sofort in ihrer Praxis umsetzen können – eben „Ready2Go“.
Die Kurzvideos sind Teil des Projekts „DGOI goes online“. Seit 2020 produziert die implantologische Fachgesellschaft verschiedene Inhalte für den geschlossenen Mitgliederbereich „My DGOI“ auf ihrer Website. Mit diesen neuen, zeitgemäßen Wissensimpulsen bietet die DGOI ihren Mitgliedern einen weiteren Mehrwert für ihre Mitgliedschaft.
Fazit
Die Take-Home-Message für die ImpAct Dental Leaders-Teilnehmenden lautete: Orale Implantologie, wie sie in der täglichen Praxis nachgefragt wird, ist spannend, abwechslungsreich und durchaus herausfordernd. Und: Man muss über den implantologischen Tellerrand hinausblicken.
Quelle:
DGOI
Ausblick
Der 2. ImpAct Dental Leaders Kongress findet am 24./25. Juni 2022 statt.
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