Jeder Zahnarzt weltweit wird mit zunehmender Häufigkeit mit dem Einzelzahnimplantat konfrontiert. In den nächsten Jahren wird das Einzelzahnimplantat die konventionelle Brückenlösung weiter verdrängen. Deshalb gilt es in dieser komplexen und wichtigen Indikation fit zu sein. Es braucht Parameter und Handlungsempfehlungen, um langfristig gute Ergebnisse zu erzielen. Diese wurden während des Kongresses ausreichend vorgetragen: Digitale Technologien für den chirurgischen und prothetischen Therapiepart standen ebenso im Fokus wie gewebeschonende und gewebeerhaltende Konzepte von der Planung bis zur definitiven Prothetik.
Konzept funktioniert
In recht kurz gehaltenen Vorträgen präsentierten die Referenten teils komplexe Themen. So wurde wahrlich ein Blumenstrauß an Therapiealternativen vorgetragen.
Teilnehmer hatten so die Möglichkeit einzuschätzen, was kann ich selbst leisten und wann ist es angebracht zu delegieren oder im Team zu agieren. Es gab aber auch Antworten auf Fragen wie: Was ist erprobt? Was ist vielversprechend? Welche neuen Entwicklungen setzen sich möglicherweise in den nächsten Jahren durch?
So konnte Prof. Dr. Fred Bergmann, Präsident der DGOI, zum Abschluss zufrieden feststellen: „Wir freuen uns über das überaus positive Feedback der Teilnehmer, denen der Wissensaustausch in dieser globalen Expertenrunde zahlreiche Impulse für die Praxis vermittelt hat. Wir konnten die Implantologie während des Kongresses mit Spaß und Leidenschaft erleben.“
Das Mainpodium am Freitag und Samstag stand unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Paul Weigl, Referent für dentale Technologien im Vorstand der DGOI, und Dr. Henriette Lerner, Beisitzerin im Vorstand der DGOI. Die mehr als 35 Top-Referenten aus Deutschland, Europa, Asien, Afrika und den USA beleuchteten in insgesamt acht Sessions alle relevanten Aspekte rund um das Einzelzahnimplantat, um ein State-of-the-Art zu formulieren. Bereits am Donnerstag fanden 15 verschiedene Workshops in Zusammenarbeit mit den Industriepartnern der DGOI statt.
Zum Pre-Congress am Mittwoch hatte die Digital Dentistry Society (DDS), eine Partnergesellschaft der DGOI, eingeladen. Thema waren die Möglichkeiten der digitalen Zahnheilkunde. Dr. Henriette Lerner, Präsidentin der DDS, und Uli Hauschild, Vizepräsident der DDS, hatten hochkarätige Referenten eingeladen. Ihre Themen waren zum Beispiel Digital Smile Design, digitale KFO, navigierte Implantologie, virtuell geplanter Knochenaufbau und digitales Teamwork. Der Fokus liegt in der virtuellen Planung. Behandlungsergebnisse können so noch vorhersagbarer erzielt und Risiken reduziert werden. Und: In Zukunft erfolgt Dentistry 4.0 am virtuellen Patienten, ähnlich wie das Fliegen in einem Flugsimulator.
Sofortimplantation
Während vor einigen Jahren noch die Spätimplantation mit umfangreichen Maßnahmen für die Knochen- und Weichgeweberegeneration an der Tagesordnung war, wird heute mehr und mehr die inzisionsfreie Sofortimplantation bevorzugt. Zu den Vorteilen zählen weniger chirurgische Eingriffe, eine kürzere Behandlungszeit und eine bessere Weichgewebequalität. Die Sofortimplantation scheint eine sichere Behandlungsoption zu sein. Jedoch kommt es auf eine differenzierte Diagnose an. Die Sofortimplantation sollte nur in ausgewählten Ausgangssituationen von erfahrenen Behandlern umgesetzt werden.
Gewebe erhalten
Gewebeverlust verringern und/oder diesem vorbeugen war ein großes Thema. Wichtig dafür ist eine atraumatische Zahnextraktion als erster Schritt zum Gewebeerhalt. Neben den konventionellen Techniken für den Knochenerhalt, wurde mehrfach die Socket-Shield-Technik als Möglichkeit beschrieben, den Bündelknochen auf der bukkalen Seite des Implantats zu erhalten. Diese Methode wurde als vielversprechend eingestuft, jedoch müssten weitere Studienergebnisse abgewartet werden.
Digitaler Workflow
Die Zahnheilkunde wird digital, daran ließen die Referenten keinen Zweifel. Mit einzelnen digitalen Lösungen für unterschiedliche Bereiche wird bereits gearbeitet. Vorgestellt wurden auch komplett digitale Arbeitsabläufe, beginnend mit einem Digital Smile Design, gefolgt von der korrekten Planung der Implantatposition mit navigierter Insertion und Sofortversorgung mit präoperativ hergestelltem Abutment und CAD/CAM-gefertigter Krone. Zudem wurden unterschiedliche Intraoralscanner verglichen und neue Scan-Technologien vorgestellt. Die Referenten führten durch alle Vorträge hinweg die richtige Implantatposition als entscheidendes Kriterium für den Behandlungserfolg an – auch die Vorteile einer Sofortimplantation hängen von der richtigen Implantatpositionierung ab. Nachweislich genauer als eine Freihandimplantation ist das kontrollierte Einbringen des Implantats mit einer virtuell geplanten und präoperativ gefertigten Bohrschablone.
Häufig diskutiert wurde das One-Abutment-One-Time-Konzept, bei dem das finale Abutment sofort nach Insertion eingesetzt wird, um Knochen und Weichgewebe zu schonen. Sensibilisiert wurde für das Thema Abutment-Hygiene, da eine saubere Abutment- Oberfläche die Weichgewebeanhaftung positiv beeinflusst. Die Entscheidung, an welchen Positionen der Behandler digital arbeiten will, muss individuell unter Einbeziehung der persönlichen Fähigkeiten und Erfahrungen getroffen werden, zudem wirtschaftlich sowie medizinisch sinnvoll sein. Einig waren sich die Referenten in diesem Punkt: Man benötigt nach wie vor das analoge Wissen als Basis.
Hardware
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Periimplantitis und dem verwendeten Titan-Implantat-Typ? Dass es bisher – unabhängig vom Verbindungstyp – keine 100 % bakteriendichte Implantat- Abutment-Verbindung gibt, zeigen Studien. Mikropartikel können nach außen wandern und möglicherweise ein Katalysator für Periimplantitis sein. Jedoch seien periimplantäre Erkrankungen eher ein multifunktionales Problem. Befürworter von Keramikimplantaten sahen bei Titan-Implantaten in der Korrosion einen möglichen Auslöser für entzündliche Prozesse und plädierten daher für den Einsatz von Zirkonoxid-Implantaten.
Periimplantitis
Mit GalvoSurge wurde ein komplett neuer Therapieansatz für die schonende Entfernung des Biofilms von Titanimplantaten vorgestellt. Erste Ergebnisse sind vielversprechend, klinisch relevante Daten werden mit Spannung erwartet.
Fazit
Der DGOI-Kongress bot eine bisher einmalige Wissensplattform rund um das Thema Einzelzahnimplantat. Hochwertige Referate und ein globaler Wissensaustausch zwischen Referenten und Auditorium sowie mit den zahlreichen Ausstellern im Foyer sorgten für einen ausgezeichneten Wissenstransfer. Trotz aller Digitalisierung und Neuerungen, wurde wieder einmal mehr deutlich, wie wichtig die fachliche Expertise von Zahnarzt und Zahntechniker sind.
Heute schon vormerken Der 16. Jahreskongress der DGOI findet am 25. und 26.Oktober 2019 im Lufthansa Congress Hotel Seeheim bei Darmstadt statt.
Weitere Informationen:
DGOI Büro
Susanne Tossmann
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Fax: 07251 618996-26
E-Mail: tossmann@dgoi.info
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