Sechs Workshops, fünf Vortragsblöcke, vier Keynote Lectures, eine Disputatio und 33 exzellente ReferentInnen: Mit dieser Kombination überzeugte die zweitägige ImpAct Masterleague unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Daniel Grubeanu, Präsident der DGOI, und Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets, Fortbildungsreferent der DGOI, die Teilnehmenden im modernen Lufthansa Tagungshotel im Odenwald.
„Endlich wieder ein Präsenzkongress“ hörte man von allen Seiten. So war dann auch die Wiedersehensfreude nach der coronabedingten Pause unter den ReferentInnen, Teilnehmenden und Ausstellenden deutlich spürbar. Ganz bewusst hatte die DGOI gerade für das Diskutieren und Reflektieren der Vorträge viel Zeit eingeplant – und das kam sehr gut an. Die Teilnehmenden nutzten dieses Angebot intensiv und brachten sich aktiv mit ihren Erfahrungen aus der Praxis in die Diskussionsrunden ein.
Schnell entwickelten sich im Anschluss an die jeweiligen Vortragsblöcke lebendige und emotional geführte Dialoge, weil Experten und Teilnehmende offen und ehrlich auf Augenhöhe über ihre Erfahrungen sprachen. So erlebten die Beteiligten den Wissensaustausch als kurzweilig und in der für die DGOI typischen freundschaftlich kollegialen Atmosphäre.
Zwei Tage, fünf Vortragsblöcke
An den zwei Tagen standen fünf Vortragsblöcke auf dem Programm. Vier Keynote Lectures und eine Disputatio sorgten für die nötige Abwechslung im Programmablauf:
„Update Weichgewebe und Periimplantitis – wo stehen wir?“ war das Thema des ersten Vortragsblocks. Beleuchtet wurden die Aspekte Rezessionsdeckung am Zahn und Implantat, Prophylaxe und Periimplantitis-Prophylaxe, minimalinvasive Verfahren, Eigenbluttherapie im Weichgewebemanagement und in der Periimplantitis sowie Weichgewebeaugmentationen autolog oder mit Biomaterialien.
Im Bereich der Blutkonzentrate solle man nicht „in Produkten denken“, sondern das Blutkonzentrat auswählen, das am besten zur Indikation und zum Patienten passt. Es gehe also um eine individualisierte Entscheidung.
Update Risikopatient – was sollten wir in der täglichen Arbeit beachten? In dieser Session ging es um Sedierungsverfahren und Lokalanästhesie, antikoagulierte, multimorbide sowie bestrahlte Patienten und um Patienten nach antiresorptiver Therapie. Sensibilisiert wurden die Teilnehmenden zum Beispiel dafür, dass Multimorbidität nicht nur mit älteren Patienten assoziiert sei. Auch Kinder und Jugendliche könnten bereits eine Organtransplantation hinter sich haben. So liege die Prävalenz hier bei rund zehn Prozent.
„Spät- und Frühverluste in der Implantologie: Meine Tipps aus mehr als zehn Jahren Erfahrung – was würde ich heute anders machen?“ Differenziert wurden Implantate im Wachstum beleuchtet und Verlustraten sowie -zeitpunkte bei Titan- und Keramikimplantaten. Gut zu wissen: Die Frakturraten von Keramikimplantaten haben sich im Zeitraum von 2004 bis 2017 von 3,4 Prozent auf 0,2 Prozent verbessert.
„Muss es immer ein Implantat sein? Oder haben wir eine Alternative?“ Fünf Experten stellten „ihre“ Alternativen aus den Bereichen Endodontologie, KFO, Prothetik, Parodontologie und Chirurgie vor. Im Bereich Endo sei die Prognose-Entscheidung nicht immer einfach. Hier bietet zum Beispiel die App „EndoCase“ der American Association of Endodontists (AAE) eine gute Unterstützung. Mit großem Interesse verfolgten die Teilnehmenden auch den Vortrag über Zahnverpflanzung.
Vortragsblock mit freien Themen: Sechs exzellente Referenten sensibilisierten die Teilnehmenden noch einmal für wichtige Aspekte rund um Implantatverlust sowie -rettung und Neuversorgung, Digitalisierung in der Implantologie, die implantologische Versorgung von zahnlosen Kiefern und großen Lücken, Immunnutrition und Bewegung – ein spannendes Thema aus der Onkologie, minimalinvasives Entfernen von Implantaten mit Piezochirurgie und die Kombination von PRP und Hyaluronsäure. PRP/PRF-gestützte Konzepte seien die Zukunft, allerdings sei Achtung geboten bei antikoagulierten Patienten.
Disputatio mit Keynote Lecture: Ein Höhepunkt der ImpAct Masterleague 2021 war die Disputatio „Socket preservation mit oder ohne Sofortimplantation“. Dabei vertrat Prof. Dr. Georg-H. Nentwig, Vizepräsident der DGOI, die Pro-Seite. Das Contra übernahm Prof. Dr. Michael Stimmelmayr (Cham). Er betonte jedoch, dass er in seiner Praxis natürlich auch sofort implantiere. Die Disputatio wurde gemeinsam mit dem anschließenden Vortrag „Sofortimplantation im Wandel“ von Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas (Mainz) diskutiert.
Für die Sofortimplantation spricht, dass die Extraktion eine Regenerationskaskade in Gang setze, die mit der Sofortimplantation genutzt werden könne. Allerdings lassen sich mit einer Sofortimplantation nicht per se die Strukturen – bukkale Lamelle – erhalten. Bei einer Sofortimplantation sei die Range von „weniger bis guten“ ästhetischen Resultaten größer als bei Spätimplantation, bei der man konstanter ein gutes ästhetisches Ergebnis erziele.
Keynote Lectures: Unter dem Motto “Thinking out of the Box” sensibilisierte Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, Past-Präsident der DGI, die Kolleginnen und Kollegen für „die Auswirkungen der Corona-Pandemie und Bedeutung für die implantologische Praxis“. Es gelte konsequent die Basishygiene einzuhalten und nach Möglichkeit Abstand zu wahren. Mit diesem Thema traf er den Nerv der Teilnehmenden, die sich mit konkreten Fragen in die anschließende Diskussion einbrachten.
Weitere Keynotes beleuchteten das Thema Sofortimplantation und Sofortbelastung – gleich zu Beginn am Freitagmittag zeigten Prof. Dr. Daniel Grubeanu und Zahntechniker Daniel Sandmair (München) ihre Arbeitsabläufe aus der Sicht des Implantologen und Zahntechnikers. Prof. Dr. Fred Bergmann, Past-Präsident der DGOI, gab einen Rückblick auf mittlerweile 25 Jahre Sofortimplantation in der Praxis und zeigte, wie er Sofortimplantation im Zeitalter von digitalen Workflows umsetzt.
Fazit
Spontanität, Emotionen, Leidenschaft prägten die lebhaft und auf Augenhöhe geführten Diskussionen während der dritten ImpAct Masterleague 2021. Das machte den Teilnehmenden und Referierenden sichtbar Spaß und ist in dieser Form sicher nur bei Präsenzkongressen erlebbar. Deutlich wurde: In der oralen Implantologie geht es längst nicht mehr nur um die rein mechanische Chirurgie, sondern vielmehr um die individualisierte Betrachtung des Patienten unter biologischen Aspekten.
Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Orale Implantologie e.V. (DGOI)
Die namhaften Referenten der ImpAct Masterleague 2021:
Bilal Al-Nawas, Fred Bergmann, Markus Blume, Nicolai Böhme, Marcus Engelschalk, Michael Gahlert, Christian Gernhardt, Shahram Ghanaati, Sven Görrissen, Knut A. Grötz, Daniel Grubeanu, Christoph Hartmann, Jochen Jackowski, Colin Jacobs, Wolfgang Jakobs, Adrian Kasaj, Peer W. Kämmerer, Jan Klenke, Maia Koch, Rebecca Komischke, Georg-H. Nentwig, Philipp Olschowsky, Sven Otto, Kay Pehrsson, Florian Rathe, Markus Reise, Daniel Sandmair, Ralf Smeets, Julius Steegmann, Michael Stimmelmayr, Jan Tetsch, Markus Tröltzsch und Paul Weigl.
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