Ein Therapieziel – unterschiedliche Konzepte
Das 12. Internationale Wintersymposium der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie (DGOI) war ein voller Erfolg: Mit 120 Teilnehmern war die Veranstaltung vom 5. bis 9. April 2017 in Zürs ausgebucht. Seit zwei Jahren arbeitet die Fachgesellschaft intensiv an ihrer Neuausrichtung. Curricula und Fortbildungsformate werden noch stärker nach den Bedürfnissen der Implantologen und Zahntechniker ausgerichtet. Deshalb wurde das beliebte Wintersymposium auf Wunsch vieler Kollegen in diesem Jahr von bisher sechs auf drei kompakte Programmtage verkürzt.
Durch die Straffung des Symposiums war es zum ersten Mal möglich, den gesamten Robinson Club Alpenrose in Zürs exklusiv für die Fortbildung anzumieten. Das kam bei den Teilnehmern sehr gut an. Denn in dem sportlich legeren Umfeld kamen sie ganz unkompliziert miteinander ins Gespräch. Schließlich gehörte jeder Club- Gast automatisch zur DGOI-Familie. Schnell entwickelte sich unter den Kollegen die typische freundschaftliche Atmosphäre – eben der DGOI-Spirit.
Prof. Dr. Georg-H. Nentwig, Fortbildungsreferent und Vizepräsident der DGOI, hatte im Mainpodium den vertikal atrophierten Kieferkamm zum Schwerpunktthema gemacht. Dabei wurde das vertikale Knochendefizit nicht nur augmentativ beleuchtet, sondern auch alternative Verfahren vorgestellt. Allogener Knochen zeigt sich immunologisch gut verträglich und risikofrei. Laut Studien heilt autologer Knochen zwar schneller ein als das allogene Material, doch über einen längeren Zeitraum verhalten sich allogene und autologe Knochenblöcke im Ergebnis gleich. Autologer Knochen kann auf Sicht eine Alternative zum Eigenknochen sein. Unabhängig von der Augmentationstechnik ist für die erfolgreiche Einheilung ein bakteriendichter Weichgewebeverschluss entscheidend.
Autologer oder allogener Knochen?
Das biologische Ziel jeder Augmentation ist es, einen sogenannten immobilen Raum für das Augmentat zu schaffen. Dr. Thomas Hanser (Olsberg) bereitet einen stabilen biologischen Raum mit dünnen autologen Knochenschalen, die mit Knochenchips aufgefüllt werden. Die kleinen Knochenpartikel vaskulieren besser und erhalten die notwendige Stabilität durch die Knochenschalen. Eine einfachere Methode zeigte Dr. Marcus Seiler, MSc. aus Filderstadt, der die Lagestabilität des Augmentats über ein Schutzgitter aus Reintitan erhält. Dieses wird präoperativ in einem CAD/CAM-gesteuerten Verfahren passgenau zum Knochendefekt und zur Abdeckung des Knochenersatzmaterials gefertigt. Prof. Dr. Georg-H. Nentwig stellte den autologen Knochenzylinder als rationellen Weg zum implantatfähigen Kieferkamm vor – geeignet für zahnbegrenzte Lücken und Knochenrezessionen aufgrund von parodontaler Schädigung. Der Kalottenknochen aus der Schädeldecke ist zwar eine Exotenmethode der MKG-Chirurgen, doch sieht Dr. Dr. Gregor Hundeshagen (Dessau) in dieser Technik für Unterkiefer mit extrem stark atrophierten Kieferkämmen eine valide Möglichkeit.
PD Dr. Dr. Markus Schlee (Forchheim) setzt auf allogene Knochenblöcke, die er mit Hilfe der digitalen Möglichkeiten genau entsprechend der Defektmorphologie kreiert. Die Aufbereitung der Knochenspenden gilt in Deutschland als sicher. Autologer Knochen heilt laut Studien zwar schneller ein als allogener Knochen, doch über einen längeren Zeitraum (53 Monate) verhalten sich allogene und autologe Knochenblöcke im Ergebnis gleich. Dr. Bernd Giesenhagen (Kassel) stützte diese Aussage und stellte die Knochenringtechnik mit Allografts vor. Er erzielt mit Allograftringen die gleichen Ergebnisse wie mit einem autologen Material. Deutlich wurde: Jedes Konzept hat seine Vor- und Nachteile, die es zu kennen gilt. Und: Die erfolgreiche Einheilung – unabhängig von der Technik und dem Augmentationsmaterial – hängt wesentlich von dem Umgang mit dem Weichgewebe ab.
Augmentationen umgehen
Als eine mögliche Alternative zur Augmentation stellte Prof. Dr. Rolf Ewers (Wien) ultrakurze Implantate vor. Bei einzelzahnbelasteten, ultrakurzen Implantaten lasse sich sogar mit der Zeit ein Knochengewinn feststellen. Dr. Mischa Krebs (Alzey) analysiert mit Hilfe der 3D-Diagnostik Knocheninseln und plant die Implantatposition exakt dort hinein. Um genau diese Implantatposition zu erreichen, sollte mit einer Bohrschablone implantiert werden.
Praxisnahe Impulse
Das DGOI-Podium bot praxisnahe Impulsvorträge, die beispielsweise digitale wie konventionell analoge Arbeitsabläufe vorstellten, aber auch einen hoch interessanten Vortrag mit Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets (Hamburg). Dieser gab einen Einblick in die Erforschung neuer Biomaterialien. Bei den Special Lectures sensibilisierte Hans-Uwe L. Köhler (Börwang) für eine erfolgreiche Mitarbeiterführung und Dr. Dr. Gregor Hundeshagen begeisterte seine Kollegen mit einem Bericht über seinen Weg auf den Mount Everest.
Den Teilnehmern blieb genügend Raum, um sich ihren individuellen Interessen entsprechend für einzelne Workshops und Vorträge des DGOI-Podiums zu entscheiden. In den 16 unterschiedlichen Workshops, viele mit Handson-Training, konnten die Themen, die in den Vorträgen theoretisch dargelegt worden waren, praktisch umgesetzt werden. Der Pre-Kongress mit einem Kurs zur Aktualisierung der Fachkunde im Strahlenschutz mit Dr. Kay Pehrsson (Herne) stieß ebenfalls auf großes Interesse. „Wir sind in den vergangenen Tagen zu einer implantologischen Gemeinschaft zusammen gewachsen, die mit viel Spaß am Beruf die unterschiedlichen Themen reflektiert und undogmatisch diskutiert hat“, so Dr. Fred Bergmann, Präsident der DGOI, und weiter: „Ein herzliches Danke an die Referenten, Industriepartner und Teilnehmer, die dem Symposium zu diesem Erfolg verholfen haben.“
Save the date:
13. Internationales Wintersymposium der DGOI vom 18. bis 22. März 2018 in Zürs am Arlberg mit dem Schwerpunkthema Weichgewebemanagement.