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Interview mit Prof Dr. Georg-Hubertus Nentwig zur aktuellen Corona-Situation

Der Umgang mit SARS-CoV-2 in der Zahnarztpraxis

Covid-19 stellt Patienten und Praxispersonal vor ein riesengroßes Problem der Verunsicherung. Nicol Konrad vom MKG-PALAIS in Hanau hat mit Prof. Dr. Georg-Hubertus Nentwig, Vizepräsident der DGOI und Ärztlicher Mitarbeiter im MKG-PALAIS über die aktuelle Lage gesprochen. Auf Basis gefilterter Informationen vom RKI und der Fachgesellschaften hat er ein „Ampelsystem“ und einen „Anamnesebogen“ für die implantologisch-chirurgische Zahnarztpraxis entwickelt, um eine sichere Behandlung zu ermöglichen.

Prof. Dr. Georg-Hubertus Nentwig (l.) und Nicol Konrad (MKG-PALAIS, Praxispositionierung). privat
Prof. Dr. Georg-Hubertus Nentwig (l.) und Nicol Konrad (MKG-PALAIS, Praxispositionierung).
Prof. Dr. Georg-Hubertus Nentwig (l.) und Nicol Konrad (MKG-PALAIS, Praxispositionierung).

Prof. Nentwig, welches sind denn die Hauptprobleme, die in der niedergelassenen Zahnarztpraxis durch Corona entstanden sind?

Prof. Nentwig: Es gab große Verunsicherung auf beiden Seiten – sowohl bei den Patientinnen und Patienten als auch beim Praxispersonal. Es wurde ja von Anfang an Kontaktvermeidung und Distanz gefordert– das ist bis heute der sicherste Weg, um eine Infektion zu umgehen. Diese Prämisse lässt eine zahnärztliche Behandlung eigentlich nicht zu.

Wie sieht die heutige Situation in der Praxis aus?

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Prof. Nentwig: Wir wissen seit langem, dass Barrieren eine Tröpfchen- und Aerosolübertragung – und das ist ja auch der Infektionsweg von SARS-CoV-2 – bei zahnmedizinischen Behandlungen effektiv unterbinden, und dass es ausreichend ist, wenn die zahnmedizinische Seite diese Barrieren benutzt. Gemeint sind Mund-, Nasen- und Augenschutz, die empfindliche, nicht oder nur gering keratinisierte Hautareale abdecken und damit Empfang oder Aussendung viral kontaminierter Tröpfchen verunmöglichen. Die üblichen Desinfektionsmaßnahmen tun ein Übriges, um Kontaminationsquellen weitestgehend auszuschalten.

Was hat sich konkret in Ihrem Praxisablauf verändert?

Prof. Nentwig: Änderungen gab es insbesondere im Patientenmanagement, sprich Händedesinfektion bei Betreten der Praxis, Abstandseinhaltung zu anwesenden Personen, Mund-und Nasenschutz. Hier folgen wir den aktuellen Empfehlungen des RKI und der BZÄK. Wir haben darüber hinaus eine Risikoklassifizierung in Form eines „Ampelsystems“ entwickelt. Patienten der Risikokategorie „rot“ werden immer erst am Ende der Sprechzeit einbestellt.

Das Ampelsystem des MKG-PALAIS hilft bei der Risikoklassififizierung. MKG-PALAIS
Das Ampelsystem des MKG-PALAIS hilft bei der Risikoklassififizierung.
Das Ampelsystem des MKG-PALAIS hilft bei der Risikoklassififizierung. MKG-PALAIS
Das Ampelsystem des MKG-PALAIS hilft bei der Risikoklassififizierung.

Der Anamnesebogen wurde auch angepasst. MKG-PALAIS
Der Anamnesebogen wurde auch angepasst.

Eine wichtige Anpassung gab es auch bei der Patientenerfassung: Mit dem von uns entworfenen Covid-19-Anamnesebogen erfragen wir das aktuelle Risikoprofil unserer Patienten und vermerken das in unserer digitalen Patientenakte. Bei Aufruf der Akte poppt zeitgleich der entsprechende Risiko-Button (rot/gelb/grün) auf.

Wie hat sich das Verhalten Ihrer Patienten verändert?

Prof. Nentwig: Die Verunsicherung war zu Beginn der Krise bis etwa Anfang Mai deutlich zu spüren; viele – insbesondere ältere – Patienten sagten Behandlungen, die nicht schmerzbedingt waren, ab, um sie auf einen späteren Termin zu verschieben. Der größte Teil dieser Patienten hat sich aber jetzt wieder gemeldet, um begonnene Behandlungen – auch Prophylaxemaßnahmen – weiterzuführen oder Neutermine zu vereinbaren. Sie nehmen die Hinweise und Fürsorge hinsichtlich der Covid-19 Infektionsprophylaxe als vertrauensbildende Maßnahmen in unserer Praxis gerne zur Kenntnis.

Welche Hygiene-Maßnahmen sind Ihnen besonders wichtig zum Schutz von Personal und Patienten?

Prof. Nentwig: Alle hier erwähnten Maßnahmen bilden die Glieder der Hygienekette; reißt ein Glied, ist die Hygienekette unterbrochen und möglicherweise unwirksam. Die Barrieresituation während der Behandlung stellt dabei immer den finalen Schutzschild dar.

Gibt es spezielle Maßnahmen, die Sie seit Corona im MKG-Palais eingeführt haben?

Prof. Nentwig: Ja, wir führen intensiver und durchaus unter den Augen von Patienten und Praxispersonal Desinfektionsmaßnahmen von Griff- und Berührungsflächen, wie Türklinken und Tastaturen durch. Und es finden im Rahmen der Teambesprechungen entsprechende Unterweisungen und Briefings statt.

Und was hat sich dadurch verändert?

Prof. Nentwig: Ganz allgemein das Bewusstsein für die Verantwortung, die Jedem von uns obliegt, die Praxis als einen sicheren Ort vor Infektionen zu betreiben.

Was denken Sie, wie sich die Pandemie in den kommenden Monaten noch entwickeln und auswirken wird?

Prof. Nentwig: Ich persönlich hoffe, dass unter der Verantwortung unserer Standesorganisationen in Zusammenarbeit mit der DGZMK Datenerhebungen durchgeführt werden, die nachweisen werden, dass unter den der aktuellen Situation angepassten Hygienemaßnahmen in zahnärztlichen Praxen kein erhöhtes Infektionsrisiko der Übertragung von SARS-CoV-2 besteht.

Vielen Dank, Herr Prof. Nentwig für diesen Einblick in Ihren Praxisalltag mit Covid-19 und die Formulare, die sicherlich auch für andere Praxen eine sinnvolle Unterstützung bieten.

Weitere Informationen

www.mkg-palais-hanau.de 

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