Zwei Goldstandards vereint in einem Abutment

Prof. Dr. Mario Kern, Professor für dentale Technologien aus Hall in Tirol, hat mit dem EAP® Hybrid-Abutment ein innovatives Abutment geschaffen, das nach eigenen Angaben die Vorteile bereits etablierter Lösungen vereint und deren Nachteile in Bezug auf Ästhetik und Zellverträglichkeit ausmerzt. Was sich dahinter verbirgt? Wir haben nachgefragt!
DI: Herr Prof. Kern, Sie haben erst vor wenigen Monaten Ihre patentierte Innovation vorgestellt. Worum handelt es sich?
Mario Kern: Im Grunde handelt es sich um eine neue Art von implantatsystem-unabhängigem, patientenindividuellem Abutment, unserem EAP® Abutment. Wir haben zwei Standards in ein neues Produkt zusammengeführt, ohne aber die Nachteile dieser Standards zu übernehmen. Der eine Standard ist aus unserer Sicht die T-Base, die eine sehr gute Ästhetik aufweist.
Jedoch sitzt die Klebefuge mit ihren toxischen Effekten auf die Zellen direkt am Knochen. Der andere Standard ist das Titan-Abutment. Dieses ist sehr gut für die Zellbiologie.
Aber auch hier haben wir den Nachteil der Ästhetik. Diese Standards sind aus unserer Sicht leider nur Kompromisse zwischen dem einen und dem anderen.
Diese Kompromisse liegen aber leider 180 Grad auseinander. Aus unserer Sicht und mittlerweile auch aus Sicht unserer Kunden gibt es keinen Grund mehr diese Nachteile in Kauf zu nehmen.
DI: Welche Probleme haben Sie mit Ihrer Entwicklung gelöst?
Mario Kern: Wie bereits erwähnt, wollen wir in der Implantatversorgung einen neuen Goldstandard schaffen, der biokompatibel und hoch ästhetisch ist. In einer prospektiven Humanstudie, die ich im Zuge meiner Masterarbeit gemacht habe und von der DGI begutachtet wurde, konnte eindrucksvoll mittels über 160 elektronenmikroskopischen Bildern gezeigt werden, dass es starke Zellanhaftungen am Abutment gibt. Die Klebefuge von T-Basen aber ein starker limitierender Faktor ist.
Im Grunde machen wir uns iatrogen eine Tasche und das direkt am Knochen. Nebenbei wurden noch die Arbeitsabläufe bei der Implantatversorgung für den Zahnarzt und Zahntechniker extrem effizient gestaltet. Winkeldivergenzen von bis zu 25 Grad je nach Implantatsystem können umgesetzt werden.
DI: Wie ist die Idee entstanden bzw. aus welchem Problem heraus haben Sie das Neuprodukt entwickelt?
Mario Kern: Meine Frau und ich sind seit über einem Jahrzehnt in unserer Ordination tätig. Wir haben sehr schnell bemerkt, dass die am Weltmarkt erhältlichen Produkte doch beachtliche Nachteile in Bezug auf Ästhetik oder Biokompatibilität haben. Auch wir hatten Probleme mit den vorhandenen Produkten und haben das wissenschaftlich untersucht.
Wir befragten unsere Kollegen, ob auch sie ähnliche oder gleiche Probleme mit Entzündungen trotz sorgfältigster Planung und Ausführung wie wir haben. Der einheitliche Tenor war: JA! Die Lösung des Problems und das daraus resultierende Produkt hat 10 Jahre Forschungs- und Entwicklungsarbeit benötigt.
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Abb. 2: Ausgangssituation bukkal.
© Dr. Kai Landenberger, Wernau -
Abb. 3: Abformung.
© Dr. Kai Landenberger, Wernau
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Abb. 4: Abdruck.
© Dr. Kai Landenberger, Wernau -
Abb. 5: Modell mit Krone.
© Dr. Kai Landenberger, Wernau
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Abb. 6: EAP® Abutment mit Krone verklebt.
© Dr. Kai Landenberger, Wernau -
Abb. 7: Eingliederung 46.
© Dr. Kai Landenberger, Wernau
DI: Welche konkreten Vorteile bietet das EAP® Hybrid-Abutment für Zahnarzt, Zahntechniker und Patient?
Mario Kern: Neben den massiven Vorteilen in der Biokompatibiltät (Klebefuge ist maximal möglich weit entfernt vom Knochen) und der Ästhetik (Titan ist goldfarbig und dahinter Keramik) gegenüber den am Markt erhältlichen Produkten sind wir vor allem vorhersagbar in der Rot-Weiß-Ästhetik, die unbestritten für alle Kollegen eine Herausforderung ist. Sie können mit unserer EAP® fast-Methode, ein One-Abutment-One-Time-Konzept, erstmals ein patientenindividuelles Abutment unmittelbar mit einer Krone in einer Sitzung versorgen. Da unser Abutment wie eine Schüssel aussieht, befindet sich hinter der sehr dünnen goldanodisierten Titanhülle die Keramik.
Sollte der goldene Titanrand zu sehen sein, weil sich die Verhältnisse beim Patienten geändert haben, so kann der Behandler oder der Zahntechniker sehr schnell und einfach diese Hülle wegfräsen, aufpolieren und wieder einsetzen. Wir haben dazu auch einige Videos auf unserem YouTube-Kanal. Das Ausformen und Hantieren mit dem Weichgewebe werden derart vereinfacht, dass selbst Studenten sehr gute Ergebnisse erreichen.
Das soll nicht abwertend sein, sondern soll die Angst nehmen, dass auch Zahnärzte, die sehr wenig chirurgisch arbeiten, hier etwas falsch machen können. Die Ansprüche der Patienten werden immer höher, manchmal ist das kaum zu befriedigen oder für den Patienten nicht bezahlbar.
Mit EAP® Abutments wird der Behandlungsstress massiv reduziert. Ich muss gestehen, dass es auch für uns im Team immer wieder erstaunlich ist, welche guten Ergebnisse unsere Kunden mit unserem EAP® Abutment erreichen.
DI: Inwiefern können die EAP-Abutments zur Prävention gegen Periimplantitis eingesetzt werden?
Mario Kern: Ein perfekt ausgeformtes, formschlüssiges Emergenzprofil kommt dem Zahn schon sehr nahe. Ein One-Abutment-One-Time-Konzept (mit EAP® erstmals einfach patientenindividuell anwendbar) ist perfekt für die Wundheilung, da sich keine Defektheilungen mit dem Wechsel der Healing-Abutments ergeben. Die Klebefuge ist maximal entfernt von den empfindlichen Strukturen wie Knochen und Epithel im unteren Drittel des Abutments.
Wir konnten selbst an Abutments mit Stoß-auf-Stoß-Verbindungen Attachments finden. Die untersuchten Abutments wurden von mir sozusagen aus der Wunde „herausgerissen“. Somit umgibt das Abutment ein Saum von zellulären Attachments, welche alle Tight Junctions haben.
Mehr Schutz vor eindringenden Bakterien können wir uns nicht mehr wünschen. Somit kann aus unserer Sicht gesagt werden, dass mit EAP® Abutments der maximal mögliche Schutz vor Periimplantitis gegeben ist.
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Abb. 8: Eingliederung bukkal.
© Dr. Kai Landenberger, Wernau -
Abb. 9: Zwei Monate nach Eingliederung.
© Dr. Kai Landenberger, Wernau
DI: Wird es bei dem einen Produkt bleiben oder haben Sie weitere Entwicklungen in der Pipeline?
Mario Kern: Selbstverständlich haben wir einige Ideen in der Entwicklung. Wir sind Praktiker – aus der Praxis für die Praxis. Doch wir sind ein kleines, stark wachsendes Unternehmen und schweigen lieber. Lassen Sie sich überraschen!
DI: Was muss der Zahnarzt oder Zahntechniker zusätzlich kaufen, um EAP® Abutments anzuwenden?
Mario Kern: Nichts! Der Zahnarzt oder Zahntechniker benötigt kein zusätzliches Equipment. Der Zahnarzt kann arbeiten wie gewohnt, kann jedoch, wenn er/sie will mit EAP® fast 80% seiner Behandlungszeit einsparen.
Jeder kann sich auf der IDS live davon überzeugen (Halle 3.2, Stand D050). By the way, wir haben mit Dentagen einen sehr starken Kooperationspartner gewinnen können, den wir bereits von den Vorteilen von EAP® Abutments überzeugen konnten.
DI: Vielen Dank, Prof. Kern, wir wünschen weiterhin viel Erfolg.