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Atraumatische Implantat-Extraktion – ein neues Konzept

14.11.2012


Die konventionelle Technik zur Extraktion enossaler Implantate erfolgt in der Regel durch zirkuläres Trepanieren um den Implantatkörper herum. Der so gewonnene Knochenzylinder wird samt Implantat entfernt, was einen entsprechend großen Knochendefekt verursacht. Bei dieser Vorgehensweise muss vor einer erneuten Implantation zunächst eine knöcherne Regeneration erfolgen. In Fällen, bei denen natürliche Nachbarzähne an das Explantationsgebiet angrenzen, ist diese konventionelle Technik mit zusätzlichen Risiken verbunden. Das nachfolgend beschriebene Verfahren ermöglicht eine atraumatische und substanzschonende Implantat-Extraktion, was in vielen Fällen eine erneute Implantation im gleichen Lager innerhalb desselben chirurgischen Eingriffs erlaubt.

Bei dieser neuartigen Methode kommt ein spezielles Implantat-Extraktions-Kit zum Einsatz. Es beinhaltet u. a. fünf verschiedene Extraktoreinsätze, die sich hinsichtlich Länge, Durchmesser und Geometrie unterscheiden und im Bedarfsfalle durch Kürzen an die Innengeometrie des zu entfernenden Implantats angepasst werden können. Der jeweilige Extraktor wird mit Hilfe eines Ratscheneinsatzes am Implantat angesetzt und durch Drehen gegen den Uhrzeigersinn im Innengewinde oder in der Innenverbindung des Implantats fixiert.

Mit der ebenfalls im Set enthaltenen Drehmomentratsche wird durch vorsichtiges Drehen gegen den Uhrzeigersinn die Kraft kontinuierlich erhöht und so die Knochen-Implantat-Verbindung langsam und schonend gelöst. Werden bei diesem Vorgang 200 Ncm erreicht, löst die Drehmomentratsche aus, um eventuelle Knochenfrakturen oder einen Bruch des Extraktionswerkzeugs zu vermeiden.

In Fällen, bei denen größere Kräfte für die Extraktion erforderlich sein sollten, ist es ausreichend, mit einem dünnwandigen Trepanbohrer lediglich 3 – 4 mm tief zirkulär um das Implantat herum zu trepanieren, um so die Knochenbrücken zu lösen, die dem Implantat die größte Stabilität verleihen. Die eigentliche Extraktion erfolgt dann anschließend mit der Ratsche und dem passenden Extratoreinsatz.

Schritt 1:

Einbringen und Fixieren des Extraktors durch Drehen gegen den Uhrzeigersinn.

Schritt 2:

Durch Verwendung der Drehmomentratsche gegen den Uhrzeigersinn wird die Knochen-Implantat-Verbindung gebrochen. Bei diesem Arbeitsschritt wird der Zeigefinger auf dem Ratschenkopf platziert, um eine korrekte Achsrichtung für die Kraftübertragung sicherzustellen.

Schritt 3:

Extraktion des Implantats und Insertion eines neuen Implantats an derselben Position.

Schritt 4:

Falls für die Extraktion eine Kraft von mehr als 200 Ncm erforderlich sein sollte, wird lediglich 3 – 4 mm tief um das Implantat herum trepaniert.

  • Abb. 1: Schritt 1
  • Abb. 2: Schritt 2
  • Abb. 1: Schritt 1
  • Abb. 2: Schritt 2

  • Abb. 3: Schritt 3
  • Abb. 4: Schritt 4
  • Abb. 3: Schritt 3
  • Abb. 4: Schritt 4

Ergebnisse

  • Das neue Extraktions-Kit vereinfacht die Explantation verschiedener Implantatsysteme.

  • Das neue Extraktions-Kit vereinfacht die Explantation verschiedener Implantatsysteme.
Im Rahmen einer Untersuchungsreihe wurden insgesamt 236 Explantationen durchgeführt. Gründe für die Extraktionen waren: Infektionen (Periimplantitis), Brüche oder für die prothetische Versorgung insuffiziente Implantatpositionen. 75 % dieser Implantate konnten mit Kräften zwischen 50 und 150 Ncm extrahiert werden.

Bei nur 10 % der Implantate war es erforderlich die Extraktionskräfte durch zusätzliches Trepanieren zu reduzieren. Die Reduktion der Kräfte betrug in diesen Fällen über 90 % und alle Implantate konnten anschließend mit dem Extraktionssystem atraumatisch entfernt werden.

Fallbeschreibung

  • Abb. A: Röntgenaufnahme Ausgangszustand – Implantate 15 Jahre in situ. Abb. B: Vereiterung im Bereich der Implantate. Abb. C: Schonende Extraktion der Implantate durch Explantations-Set. Abb. D: Die Knochenlager sind in gutem Zustand. Abb. E: Extrahierte Implantate mit Extrator-Einsätzen. Abb. F: Der Fall wurde mit einer Versorgung auf 4 Implantaten abgeschlossen.

  • Abb. A: Röntgenaufnahme Ausgangszustand – Implantate 15 Jahre in situ. Abb. B: Vereiterung im Bereich der Implantate. Abb. C: Schonende Extraktion der Implantate durch Explantations-Set. Abb. D: Die Knochenlager sind in gutem Zustand. Abb. E: Extrahierte Implantate mit Extrator-Einsätzen. Abb. F: Der Fall wurde mit einer Versorgung auf 4 Implantaten abgeschlossen.
Der Patient trägt seine Implantate im Unterkiefer seit 15 Jahren. Die Mundhygiene verschlechterte sich in den letzten 3 Jahren signifikant (Abb. A). Dies führte zu Vereiterungen im Bereich der Implantate (Abb. B).

Das Explantations-Set ermöglichte die schonende Extraktion der Implantate bei gleichzeitigem Erhalt des alveolären Knochens (Abb. C). Die Knochenlager sind in gutem Zustand (Abb. D).

Abbildung E zeigt die extrahierten Implantate mit Extrator-Einsätzen. Der Fall wurde mit einer Versorgung auf 4 Implantaten abgeschlossen (Abb. F).

Schlussfolgerung

  • Das Implantat-Extraktions-Kit.

  • Das Implantat-Extraktions-Kit.
Das Explantations-Set ermöglicht eine atraumatische Extraktion von Implantaten und schont gleichzeitig die knöcherne Substanz. Diese Technik ist vielseitig, sicher und vorhersagbar. In vielen Fällen wird innerhalb desselben chirurgischen Eingriffs eine sofortige Implantation in das gleiche Lager ermöglicht. So können Wartezeiten für die Knochenregeneration vermieden und die Therapiedauer signifikant verkürzt werden.
 


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