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Meine Suche nach dem digitalen Weg: Mit Vorbereitung zum „Sofort“

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In meinen bisherigen Beiträgen in der DI DENTALE IMPLANTOLOGIE & PARODONTOLOGIE habe ich meine Überlegungen zum Aufbau eines digitalen Arbeitsablaufs in einer vorwiegend chirurgischen Praxis mit Ihnen geteilt. Lassen Sie uns nun eine weitere Herausforderung in Angriff nehmen: Das Sofortimplantat mit der provisorischen Sofortversorgung.

Ein Blick zurück: Unter Verwendung der DICOM-Daten aus der digitalen Volumentomographie in Kombination mit den intraoral gescannten oder von einem Gipsmodell übertragenen Oberflächendaten im *STL-Format habe ich die volldigitale Datengrundlage geschaffen. Wie ich am heimischen Arbeitsplatz mit diesen Daten eine Pilotschablone herstelle, und wie es im zahnlosen Kiefer funktioniert, habe ich an dieser Stelle bereits mit Ihnen erarbeitet. Heute geht es um die nächste Herausforderung: Das Sofortimplantat mit der provisorischen Sofortversorgung. 

Patientenfall

Eine Patientin, 38 Jahre, stellt sich mit einem frakturierten Zahn 24 vor, welcher nicht mehr durch eine Krone zu fassen ist. Die klinische Untersuchung zeigt einen makellosen marginalen Gingivasaum mit nicht kompromittiertem Verlauf der keratinisierten Gingiva und intaktem vestibulärem Bündelknochen. Röntgenologisch war keine apikale Ostitis erkennbar (Abb. 1 und 2).

Der Wunsch nach einer ästhetischen Versorgung ohne Wartezeit lag nahe. Es bestand grundsätzlich die Option, den Wurzelrest zu entfernen und die Heilung der Extraktionsalveole abzuwarten, oder sofort, ohne Konsolidierung der knöchernen Situation, die Implantation und die Sofortversorgung durchzuführen. Natürlich wählte die Patientin den anspruchsvollen Weg.

  • Abb. 1
  • Abb. 2
  • Abb. 1
    © Dehner
  • Abb. 2
    © Dehner

Matching der Daten und Auswahl des Implantates

Auf bereits beschriebene Art und Weise wurden in exoplan (exocad) die Bild- und Volumendaten gematcht und in den knöchern festen Bereich ein für die Sofortimplantation geeignetes, aggressives Implantat (hier Straumann BLX) hineingeplant. Besondere Bedeutung kommt neben der zu erwartenden maximalen Primärstabilität auch der Planung der späteren Höhe der Implantatschulter zu. Hier muss die Aufbauhöhe des provisorischen Abutments, die Biologische Breite und damit verbunden der suffiziente Verschluss der Extraktionsalveole in die Planung mit einbezogen werden (Abb. 3).

  • Abb. 3
  • Abb. 4
  • Abb. 3
    © Dehner
  • Abb. 4
    © Dehner

Korrekte Implantatplatzierung 

Unter Missachtung der noch vorhandenen Zahnwurzel und Restkrone wird die Achse und Höhe des neuen Implantates festgelegt und die Implantatbohrschablone konstruiert. Statt der Pilotschablone wird eine zum Implantatsystem passende Guided Hülse ausgewählt (Abb. 4 und 5) – hier eine Straumann BLX Hülse aus PEEK. Da das vorher ausgewählte Implantat auch genau in der vorgeplanten Situation zum Liegen kommen muss, empfiehlt sich die Verwendung der systeminternen Guided Schlüssel und Einbringhilfen (Straumann BLX Guided). Ein von exoplan generiertes Protokoll beschreibt die Details zum Aufbau der Bohrschablone, eine Empfehlung zum Bohrprotokoll und eine Detailaufschlüsselung zur Lage des Implantates in Bezug auf die Nachbarstrukturen (Abb. 6).

  • Abb. 5
  • Abb. 6
  • Abb. 5
    © Dehner
  • Abb. 6
    © Dehner

Die Herstellung der provisorischen Krone 

Der gesamte Datensatz wird in DentalCAD (exocad) überführt. Analog zur Situation nach einer digitalen Abformung kann hier die Krone/Brücke/Versorgung auf dem soeben geplanten Implantat gestaltet werden. In einem ersten Schritt wird eine generische Zahnkrone aus der Zahnbibliothek ausgewählt und hinsichtlich Okklusion und Kontaktpunkten angepasst. Zur Festlegung des Emergenzprofiles, welches die Extraktion verschließt und gleichzeitig die durch die atraumatische Extraktion bewahrte Gingivamanschette stützt, sind zwei Parameter zu bestimmen: 1. Der Übergang Zahn zu Gingiva und 2. Die Form des Übergangs in das vorausgewählte Abutment (hier Straumann Variobase) (Abb. 7).

  • Abb. 7
  • Abb. 7
    © Dehner

Nun – wichtig für eine Einzelzahnkrone einer Sofortversorgung – kann die fertige Krone noch hinsichtlich lateraler Kontaktpunkte und statischer Kontaktpunkte reduziert werden (Abb. 8). Auch Form und Durchmesser des okklusalen Schraubkanals sind modifizierbar. Übergabe an 3D-Drucker oder Fräseinheit Zum Abschluss der Arbeit fehlt nun noch die Ausgabe des Datensatzes an einen 3D-Drucker oder an eine Fräseinheit. In diesem Fall verwende ich den Formlabs Drucker Form 3B mit dem Kunstharz Temporary CB Resin. Nach Ausarbeitung muss die Krone noch auf die Variobase geklebt werden.

  • Abb. 8
  • Abb. 8
    © Dehner

Zur optimalen Umsetzung des Eingriffes wird die hausgefertigte Fully Guided Bohrschablone (Abb. 9) zur Aufbereitung des Implantatbettes eingesetzt (Abb. 10 und 11). Das Implantat wird ebenfalls durch die Schablone mit dem Indexeinbringschlüssel punktgenau inseriert. An diesem Index orientierend wird die Krone eingesetzt und mit 15 Ncm schraubend fixiert. Nach Verschluss des Schraubkanals (Abb. 12) sollte noch die Kontrolle auf statische und dynamische Kontakte erfolgen.

  • Abb. 9
  • Abb. 10
  • Abb. 9
    © Dehner
  • Abb. 10
    © Dehner

  • Abb. 11
  • Abb. 12
  • Abb. 11
    © Dehner
  • Abb. 12
    © Dehner

Abbildung 13 und 14 zeigt das Ergebnis nach drei Monaten Einheilung unmittelbar vor der Abformung für die definitive Arbeit. Schlussfolgerung Neben dem überschaubaren zeitlichen Aufwand für den Eingriff bei maximaler, planbarer Sicherheit überzeugt mich die Unabhängigkeit von externen Zusatzleistungen. Im weiteren Verlauf soll eine mehrgliedrige Frontzahnbrücke auf diesem Wege entstehen und im Rahmen einer Sofortimplantation eingegliedert werden. Bleiben Sie also dran, wenn es wieder heißt: Meine Suche nach dem digitalen Weg.

  • Abb. 13
  • Abb. 14
  • Abb. 13
    © Dehner
  • Abb. 14
    © Dehner

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Dr. Jan-Friedrich Dehner