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Neuversorgung eines 26 Jahre alten ITI-Hohlzylinder-Implantats

Die neue Krone fügt sich farblich und morphologisch sehr gut in den Zahnbogen ein. Wegen der relativ großen Lücke war wie bei der ersten Krone nur eine lückige Aufstellung möglich. Die Patientin hatte die Beibehaltung des Diastemas gewünscht und war
Die neue Krone fügt sich farblich und morphologisch sehr gut in den Zahnbogen ein. Wegen der relativ großen Lücke war wie bei der ersten Krone nur eine lückige Aufstellung möglich. Die Patientin hatte die Beibehaltung des Diastemas gewünscht und war

Eine 42-jährige Patientin erschien wegen einer gelockerten Krone auf ihrem Implantat an Position 12 in meiner Praxis. Sie hatte 1984 im Alter von 16 Jahren wegen einseitiger Nichtanlage des seitlichen Schneidezahnes von einem Kollegen ein Hohlzylinder-Implantat erhalten. Nach so langer Zeit stellten sich diverse Fragen, da es damals noch keinen Implantatpass gab: Um welchen Implantattyp von welchem Hersteller handelt es sich? Und wie kann ich diesen Fall optimal lösen?

Die orthodontische Behandlung war zum Zeitpunkt der Implantation bereits abgeschlossen. Da sich aber das Kieferwachstum nach der Implantation noch fortgesetzt hatte, befand sich das Implantat im Verhältnis zu den Nachbarzähnen zu weit apikal (Abb. 1). Zudem war der im Aufbau vorgesehene Rotationsschutz nicht mehr intakt, so dass sich die alte metallkeramische Krone auf dem Aufbau frei drehen ließ (Abb. 2).

  • Abb. 1: Das Röntgenbild zeigt ein 26 Jahre altes ITI-Hohlzylinder-Implantat der F-Serie an Position 12, versorgt mit einer vollkeramischen Krone. Da die Patientin ihr Implantat bereits im Alter von 16 Jahren wegen einer Nichtanlage erhalten hatte, ist das Implantat infolge des fortgesetzten Kieferwachstums relativ weit apikal positioniert.
  • Abb. 2: Am Aufbau ist mesial eine kleine Nut zu erkennen, die zur Rotationssicherung des angussfähigen Goldkäppchens dienen soll. Beim defekten Aufbau war diese Sicherung nicht mehr intakt.
  • Abb. 1: Das Röntgenbild zeigt ein 26 Jahre altes ITI-Hohlzylinder-Implantat der F-Serie an Position 12, versorgt mit einer vollkeramischen Krone. Da die Patientin ihr Implantat bereits im Alter von 16 Jahren wegen einer Nichtanlage erhalten hatte, ist das Implantat infolge des fortgesetzten Kieferwachstums relativ weit apikal positioniert.
  • Abb. 2: Am Aufbau ist mesial eine kleine Nut zu erkennen, die zur Rotationssicherung des angussfähigen Goldkäppchens dienen soll. Beim defekten Aufbau war diese Sicherung nicht mehr intakt.

Die periimplantären Gewebe waren entzündungsfrei und es bestand ein bukkales und palatinales Knochendefizit. In der Folge hatte sich die Gingiva moderat zurückgezogen, so dass die ästhetische Situation im Seitenvergleich nicht ganz optimal war. Weiterhin war die Lücke wegen des Vorbehandlung gegenüber Zahn 22 vergrößert. Daher waren beidseitig der implantatgetragenen Krone schmale Lücken vorhanden. Die Patientin hatte jedoch keinerlei Probleme mit der Situation und wünschte keine erneute orthodontische Vorbehandlung. Dabei spielte auch die eher tiefe Lachlinie eine Rolle, die nur die koronale Hälfte der Zahnkronen freilegte.

Die Patientin konnte keine Angaben zu Typ und Hersteller des Implantats machen. Zudem waren zur Zeit der Insertion auch noch keine Implantatpässe ausgestellt worden, so dass weitergesucht werden musste. Die Praxis, in der das Implantat vor 26 Jahren gesetzt worden war, existierte nicht mehr. Erst die Nachfrage bei meinem oralchirurgischen Teampartner führte zum Erfolg. Über des sen Kontakt zum Straumann-Außendienst fanden wir heraus, dass es sich um ein ITI Hohlzylinder-Implantat der F-Serie handelte. Hierfür wurde ein Thieme-Lehrbuch aus dem Jahr 1994 zu Rate gezogen [1]. Implantate dieses Typs wurden in den Jahren 1980 bis 1985 produziert.

Behandlungsplan

Die notwendigen Komponenten – ein neuer Aufbau mit Schraube, eine angussfähige Goldkappe für Einzelzahnversorgungen, eine Abformkappe und das zugehörige Laboranalog – wurden bei Straumann bestellt. Die Planung war relativ übersichtlich. Der alte Aufbau war defekt und musste ausgetauscht, die Krone ebenfalls ersetzt werden. Die neue metallkeramische Krone sollte nach geschlossener Abformung mithilfe der vorgesehenen Goldkappe hergestellt und rotationsgesichert zementiert werden.

Prothetisches Vorgehen

Für Hohlzylinder-Implantate der F-Serie ist nur eine geschlossene Abformung vorgesehen. Daher wurde zunächst auf Basis des Situationsmodells ein individueller Löffel hergestellt. In der nächsten Sitzung wurde der alte Aufbau abgeschraubt und das Ersatzteil eingeschraubt.

  • Abb. 3: Farbbestimmung für die neue metallkeramische Krone.

  • Abb. 3: Farbbestimmung für die neue metallkeramische Krone.
Die zum Aufbau passende Abformkappe wurde aufgesteckt und die Abformung mit einem A-Silikon vorgenommen. Der Kronenrand ist durch die Goldkappe vorgegeben, ein Faden musste nicht gelegt werden. Nach der Farbbestimmung (Abb. 3) wurden die Unterlagen ins Labor geschickt. Dort wurde das Laboranalog im Abdruck reponiert und das Meistermodell hergestellt. Mithilfe der angussfähigen Goldkappe erstellte der Techniker dann die neue metallkeramische Krone (Aufmacherbild). Da der klinisch versorgbare Aufbauanteil relativ kurz ist und sein Konuswinkel 9 Grad beträgt, wurde die Krone mit einem Glasionomerzement zementiert. In Kombination mit der Rotationssicherung ließ sich so eine ausreichende Retention erzielen.

Ergebnis

Die neue Krone konnte mithilfe der noch verfügbaren Originalteile für das 26 Jahre alte Implantat passgenau eingegliedert werden. Die Weichgewebe waren durch die temporäre Krone noch leicht entzündet, die bläuliche Verfärbung war aber vor allem durch die durchscheinenden Titananteile bedingt. Wegen der tiefen Lachlinie war dies aber ästhetisch nicht problematisch. Da die neue Krone zudem nach dem Vorbild der alten Krone gestaltet war und die Patientin wieder eine lückige Situation gewünscht hatte, war sie mit ihrer neuen Krone sehr zufrieden. 

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Dr. Jürgen Ortner

Bilder soweit nicht anders deklariert: Dr. Jürgen Ortner