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Nach Zystektomie und Wurzelspitzenresektion

Schnellere Wundheilung und weniger Schmerzen durch postoperative Therapieergänzung

Zustand einen Tag nach der Operation.
Zustand einen Tag nach der Operation.

Zu den häufig vorkommenden Erkrankungen im Zahn- und Kieferbereich zählen bei Erwachsenen mittleren Alters Kieferzysten. Besonders verbreitet sind entzündlich bedingte radikuläre Zysten. Sie entwickeln sich im Wurzelbereich oft infolge einer Parodontitis apicalis chronica und stellen sich radiologisch als charakteristische Radioluzenz um Zahnwurzel und interradikulären Raum dar [1].

Nach einer Zystektomie kann es unter bestimmten Umständen zu einem Wiederauftreten (Rezidiv) kommen. Um dies zu vermeiden, ist es besonders wichtig, das Gewebe der Zyste mitsamt der Schleimhautkapsel vollständig zu entfernen und die avitale Wurzel des betroffenen Zahns nachhaltig zu versorgen. Bei wurzelnahen Zysten ist in der Regel eine chirurgische Wurzelspitzenresektion (WSR) indiziert. Deren vorrangiges Ziel ist die Ausheilung der bestehenden pathologischen Veränderung im periapikalen Bereich und damit die Erhaltung des Zahnes in seiner Funktion [2].

Leider wird nicht selten das postoperative Befinden der Patienten durch Schmerz, Schwellung oder Wundheilungsstörung beeinträchtigt. Auch können weitere Komplikationen, wie z. B. Wundinfektionen auftreten. Mit dem Einsatz von OSTEORA (DFS-Diamon, Riedenburg) nach Zystektomie und WSR kann im Rahmen einer postoperativen Therapieergänzung ein wichtiger Beitrag geleistet werden, um Komplikationen und postoperativen Schmerz zu vermeiden und eine zügige Wundheilung zu fördern. Die ölige Calciumhydroxid-Suspension mit cremiger Konsistenz wird vor dem primären Wundverschluss in den Defekt eingebracht und verschiebt den pH-Wert in ein leicht basisches Milieu (pH 8 bis 9), das während der Resorptionszeit von sechs bis acht Wochen erhalten bleibt. Damit wird eine entzündungshemmende, schwellungs- und schmerzreduzierende Wirkung erzielt. Bestätigt wurde dieser Effekt auch in unterschiedlichen In-vitro- und klinischen Studien [3 und 4]. Die Therapieergänzung mit OSTEORA führt unserer Erfahrung nach zu einem optimierten Heilungsprozess nach dento-alveolären chirurgischen Eingriffen. Wie die Standardabläufe bei einer Zystektomie mit anschließender WSR unter Einbeziehung des anschließenden Einsatzes von OSTEORA aussehen, wird im Folgenden anhand eines Patientenfalls erläutert.

Diagnose

Die Patientin, Jahrgang 1962, stellte sich in der Praxis mit starken Schmerzen im Seitenzahnbereich (linker oberer Prämolar) vor. Diagnostiziert wurde unter Berücksichtigung der klinischen und radiologischen Befunde sowie der Informationen aus der Anamnese eine rezidivierende radikuläre Zyste. Das Röntgenbild (Abb. 1) zeigt die Ausgangssituation in regio 24. Der Patientin wurde nach ausführlicher Erörterung der Behandlungsalternativen, des Vorgehens sowie möglicher Komplikationen und Risiken eine Wurzelspitzenresektion angeraten. Gemeinsam wurde diese Maßnahme beschlossen. Abbildung 2 zeigt die klinische Ausgangssituation vor dem Eingriff. Die Schwellung und die Rötung des Weichgewebes sind deutlich zu erkennen.

  • Abb. 1: Das Röntgenbild der Ausgangssituation.
  • Abb. 2: Klinische Ausgangssituation.
  • Abb. 1: Das Röntgenbild der Ausgangssituation.
  • Abb. 2: Klinische Ausgangssituation.

Behandlung

Unter Lokalanästhesie erfolgte zunächst die Mobilisierung eines Mukoperiostlappens und das Freilegen der apikalen Region des Zahnes 24, um das Abpräparieren der radikulären Zyste zu ermöglichen (Abb. 3). Die Zyste wurde vollständig entfernt. Abbildung 4 zeigt den Zystenbalg mit einem Durchmesser von etwa 5 mm nach der Zystektomie, der zur histologischen Untersuchung eingesandt wurde. Bestätigt wurde eine infizierte radikuläre Zyste. Es gab keinen Anhalt für eine sogenannte Spezifität der Entzündung, Granulomatose, keratozystischen odontogenen Tumor (Keratozyste), Ameloblastom oder Malignität. Auf Abbildung 5 ist der apikale Bereich in regio 24 nach Entfernung der Zyste zu sehen.

  • Abb. 3: Schnittführung und Darstellung der Zyste.
  • Abb. 4: Zystenbalg nach Zystektomie.
  • Abb. 3: Schnittführung und Darstellung der Zyste.
  • Abb. 4: Zystenbalg nach Zystektomie.

  • Abb. 5: Zustand nach Zystektomie.
  • Abb. 5: Zustand nach Zystektomie.

Nach Schaffung des erforderlichen operativen Zugangs durch den Knochen hindurch mittels Osteotomie erfolgte die Wurzelspitzenresektion. Anschließend wurde der Zahn mit einer retrograden Wurzelfüllung unter Verwendung von IRM (Intermediate Restorative Material)-Zement (DENTSPLY DeTrey) versorgt (Abb. 6). Als therapieergänzende Maßnahme wurde der knöcherne Defekt mit der Calciumhydroxid-Suspension OSTEORA aufgefüllt. Das Einbringen erfolgte mithilfe der Spritze zur Einmalanwendung, in der die Suspension vom Hersteller zur Verfügung gestellt wird (Abb. 7). Danach erfolgte die Repositionierung des Wundlappens (Abb. 8) und die Wundränder wurden mit einer Naht adaptiert (Abb. 9). Mit dem primären Wundverschluss wurde gleichzeitig OSTEORA fest in den Defekt eingeschlossen.
  • Abb. 6: Zustand nach Wurzelspitzenresektion und retrograder Wurzelfüllung.
  • Abb. 7: OSTEORA wird anwendungsfertig in Spritzen für die Einmalanwendung bereitgestellt.
  • Abb. 6: Zustand nach Wurzelspitzenresektion und retrograder Wurzelfüllung.
  • Abb. 7: OSTEORA wird anwendungsfertig in Spritzen für die Einmalanwendung bereitgestellt.

  • Abb. 8: Repositionierung des Mukoperiostlappens nach Einbringen von OSTEORA.
  • Abb. 9: Zustand nach primärem Wundverschluss.
  • Abb. 8: Repositionierung des Mukoperiostlappens nach Einbringen von OSTEORA.
  • Abb. 9: Zustand nach primärem Wundverschluss.

  • Abb. 10: Röntgenbild unmittelbar nach dem Eingriff.
  • Abb. 10: Röntgenbild unmittelbar nach dem Eingriff.

Heilungsverlauf

Einen Tag nach der Operation waren die Rötung und auch die Schwellung in regio 24 deutlich abgeklungen. Die Patientin berichtete von einer nahezu vollständigen Schmerzfreiheit. Der Heilungsverlauf stellte sich auch in den darauffolgenden Tagen klinisch als entzündungs- und schwellungsfrei dar und schritt schnell voran. Zehn Tage nach der Operation wurden die Fäden entfernt.

Diskussion

Mit OSTEORA steht eine Substanz zur Verfügung, mit der wir sowohl in der dento-alveolären Chirurgie als auch im Rahmen der Parodontaltherapie beste Erfahrungen machen. Durch die mehrere Wochen andauernde Verschiebung des pH-Wertes im Defekt hin zu einem leicht basischen Milieu wird ein entzündungshemmender, schwellungsmindernder und schmerzlindernder Effekt erreicht, der in dem beschriebenen Fall exemplarisch dargestellt wurde und der auch in In-vitro- und klinischen Studien aufgezeigt werden konnte [3 und 4]. OSTEORA wird über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen rückstandslos resorbiert. Die für das Befinden des Patienten genannten positiven Effekte werden ergänzt durch weitere Wirkungen, die ebenfalls in Studien aufgezeigt werden konnten: Durch OSTEORA wird das Bakterienwachstum gehemmt, die Proliferation desmodontaler Stammzellen und von Knochenstammzellen wird beschleunigt [5-7]. Zudem fördert OSTEORA gemäß In-vitro-Untersuchungen die Kollagen-Synthese von Knochenstammzellen stark [8 und 9]. Dies erklärt unter anderem auch die gute Wundheilung bei Patienten, bei denen OSTEORA als unterstützende Maßnahme eingesetzt wird.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: ZA Philipp Laakmann

Bilder soweit nicht anders deklariert: ZA Philipp Laakmann