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Sicher in bioaktivem Knochen: Festsitzende Implantate für schöne dritte Zähne


Unsere Patienten wünschen sich in erster Linie ästhetische und festsitzende Zähne, mit denen sie sich in allen Situationen sorglos im sozialen Umfeld bewegen können. Das gilt ganz besonders für Zahnimplantate. Um die Knochenverankerung, die Osseointegration, ihrer „Dritten“ machen sich die allerwenigsten Patienten Gedanken. Doch genau das ist unserer Meinung nach der wichtigste Teil, quasi der „Knochenjob“ im Bereich der Implantatchirurgie. Zu oft reichen, nach notwendigen Zahnextraktionen, die körpereigenen Knochenverhältnisse für die dauerhafte Aufnahme von Implantaten nicht aus. Mit einer neuartigen Knochen-Aufbau-Paste können effizient und zügig gute Ergebnisse erzielt werden.

Gesunde Zähne sind natürlicherweise in gesundem Knochen bestens verankert. Nach dem Wolff’schen Gesetz (‚Form follows Function‘) kann sich gesunder Knochen jederzeit bioaktiv an bestehende Beanspruchungen und Kräfteverhältnisse anpassen. Diesen Zustand gilt es auch für eine künstliche Zahnwurzel zu erreichen; dauerhafte bioaktive Osseointegration kann nur in einem vollständig biologisch funktionsfähigen Knochen erfolgen.

Die Natur macht es vor …

Das bedeutet, dass dort wo natürlicher Knochen fehlt, auch wieder natürlicher Knochen aufgebaut werden muss. In unserer Praxis soll der neue Knochen frei von nicht-resorbierbaren und dadurch nicht-bioaktiven Anteilen sein. Aus diesem Grund vermeiden wir – wo immer möglich – biologische oder synthetische Hydroxylapatite, die als größtenteils nicht resorbierbar gelten. Diese dauerhaft osseointegrierten Materialien können als biofunktionelle Fremdkörper die natürliche Kraftübertragung eines Implantates in den Knochen stören.

Mit vollständig resorbierbaren Mitteln kann durchgehend natürlicher Knochen geschaffen werden, der Implantate bioaktiv integriert. Voraussetzung dafür ist ein gesunder Organismus. Nachdem uns CERASORB® in Granulatform über einen längeren Zeitraum überzeugt hat, verwenden wir seit Herbst 2013 eine CERASORB® Paste, welche mit einer innovativen Applikationsform aufwartet. Die Ergebnisse sind überzeugend. Das synthetische phasenreine Beta-Tricalciumphosphat ist weltweit anerkannt, bestens dokumentiert und seit fast zwei Jahrzehnten im Einsatz.

Grundlage sorgfältige Anamnese

Im Zuge der Anamnese klären wir, ob systemische Defekte vorliegen, welche gegen einen natürlichen Knochenaufbau sprechen (z. B. schwere Stoffwechselerkrankungen, onkologische Therapien). Ganz gezielt fragen die meist bestens informierten und interessierten Patienten nach Alternativen zu xenogenen, meist bovinen Knochenersatzmaterialien. Auch vegetarisch oder vegan lebende Patienten wünschen eine Alternative zu Knochenersatzmaterial tierischer Herkunft.

Bei größeren Knochendefekten und schlechtem Restknochenangebot muss entschieden werden, ob ein Eigenknochentransplantat notwendig wird. Diese für einen Patienten unschöne Alternative einer Eigenknochenentnahme, die einen weiteren Eingriff bedeutet, kann in manchen Fällen mit geeigneten Alternativen (z. B. CERASORB® Foam) vermieden werden.

Creeping Subsitution

Dort wo CERASORB® eingesetzt wird entsteht durch einen Um- und Abbauprozess (creeping substitution) natürlicher gesunder bioaktiver Knochen. Wenn patientenseitig die Voraussetzungen für einen funktionierenden natürlichen Knochenaufbau mit Beta-Tricalciumphosphat gegeben sind entscheiden wir über die geeignete Produktvariante. Mit Abstand am schnellsten und einfachsten einsetzbar ist die neue gebrauchsfertige Paste, die direkt aus der Fertigspritze in den vorbereiteten Defekt eingebracht wird. Auch für kleinere Paro- Defekte ist die Paste bestens geeignet und über eine feine Kanüle auch an schwer erreichbaren Stellen applizierbar. Wenn die Indikation es zulässt entscheiden wir uns immer häufiger für den Einsatz dieser Paste. Wichtige Voraussetzung ist, dass der Defekt umseitig begrenzt ist, denn die Paste bringt keine dreidimensionale formgebende Stabilität mit. Solche Fälle können mit Granulaten oder auch mit dem ebenfalls neuartigen CERASORB® Foam besser versorgt werden. In einigen Fällen kann auch eine titanverstärkte Membran, z. B. Cytoplast Ti-250, dazu beitragen die Paste lagestabil zu sichern.

Hyaluronsäure fördert Heilung

In der CERASORB® Paste ist das Beta-Tricalciumphosphat in einer unvernetzten Hyaluronsäurematrix suspendiert. Die Hyaluronsäure macht das Granulat pastös und hat zudem heilungsfördernde Eigenschaften und hemmt u. a. Bakterienwachstum. Für den erfolgreichen Knochenaufbau ist darauf zu achten, dass das Knochenersatzmaterial auf angefrischtem Knochen zu liegen kommt.

Der Fall eines männlichen Patienten, Alter 64 Jahre zeigt Einsatz und Erfolg der CERASORB® Paste. Zahn 15 wurde extrahiert, an Zahn 16 eine Hemisektion durchgeführt. In der Öffentlichkeit stehend wünschte der Patient zu jeder Zeit eine feste Versorgung und lehnte herausnehmbaren Zahnersatz ab. Wir entschieden uns einen Pfeiler für die feste Versorgung stehen zu lassen (Abb. 1). Die aus der Fertigspritze eingebrachte Paste (Abb. 2 und 3) wird mit einer nicht-resorbierbaren PTFE-Membran (Cytoplast TXT-200) speicheldicht abgeschirmt.

  • Abb. 1: Zustand der Alveolen direkt nach Hemisektion des Molaren 16 bzw. Extraktion des Prämolaren 15. Bukkale Lamellen sind nach atraumatischer Extraktion weitestgehend intakt.
  • Abb. 2: Nach erfolgter Elevation des Periosts und umgebendem Gewebe wird CERASORB® Paste aus der Fertigspritze in den Defekt appliziert.
  • Abb. 1: Zustand der Alveolen direkt nach Hemisektion des Molaren 16 bzw. Extraktion des Prämolaren 15. Bukkale Lamellen sind nach atraumatischer Extraktion weitestgehend intakt.
  • Abb. 2: Nach erfolgter Elevation des Periosts und umgebendem Gewebe wird CERASORB® Paste aus der Fertigspritze in den Defekt appliziert.

  • Abb. 3: Paste in situ, vor Membranabdeckung des dreiwandig begrenzten Defekts.
  • Abb. 4: Speicheldichte Abdeckung mittels nicht resorbierbarer Cytoplast TXT-200 Membran.
  • Abb. 3: Paste in situ, vor Membranabdeckung des dreiwandig begrenzten Defekts.
  • Abb. 4: Speicheldichte Abdeckung mittels nicht resorbierbarer Cytoplast TXT-200 Membran.

  • Abb. 5: Situation direkt nach Membranentfernung
  • Abb. 5: Situation direkt nach Membranentfernung

Drei Wochen nach der Membranentfernung präsentiert sich das neugebildete Gewebe nach störungsfreier Abheilung reizfrei (Abb. 6).

  • Abb. 6: 3 Wochen nach Membranentfernung: Gesundes neugebildetes Gewebe nach störungsfreier Abheilung.
  • Abb. 7: Re-Entry drei Monate post OP: Perfekte Knochenneubildung und bukkale Ossifikation.
  • Abb. 6: 3 Wochen nach Membranentfernung: Gesundes neugebildetes Gewebe nach störungsfreier Abheilung.
  • Abb. 7: Re-Entry drei Monate post OP: Perfekte Knochenneubildung und bukkale Ossifikation.

  • Abb. 8: Externer Sinuslift und Implantation. Man beachte die komplette Ossifikation des ursprünglichen Defekts.
  • Abb. 8: Externer Sinuslift und Implantation. Man beachte die komplette Ossifikation des ursprünglichen Defekts.

Das Re-Entry zur Implantation nach drei Monaten zeigt eine perfekte Knochen-Neubildung und bukkale Ossifikation. Im Zuge der Implantation wurde zusätzlich im Sinusknochen mit CERASORB® Granulat aufgebaut (Abb. 7 und 8).

Diese Technik mit Paste und der Cytoplast TXT-200 Membran bietet immer eine sehr gute Extraktionsalveolarunterstützung, die eine perfekte Grundlage für die natürliche Osseointegration von Implantaten in ausschließlich körpereigenem Knochen ermöglicht.

Ein jüngerer Fall, der Ende September mit einem Implantat versorgt werden soll, zeigt den reizlosen Heilungsverlauf von Versorgungen mit der hyaluronsäurehaltigen, heilungsunterstützenden CERASORB® Paste. Bei einer 72-jährigen Patientin wurde Zahn 22 extrahiert (Abb. 9 und 10). Nach Auffüllung der Alveole mit der Paste erfolgt der spannungsfreie Nahtverschluss (Abb. 12). Nach acht Tagen ist die Wunde verheilt, unterstützt durch den Einsatz der heilungsfördernden Hyaluronsäurematrix in der Paste.

  • Abb. 9: Zahn 22 vor Extraktion.
  • Abb. 10: Vorbereitete Alveole.
  • Abb. 9: Zahn 22 vor Extraktion.
  • Abb. 10: Vorbereitete Alveole.

  • Abb. 11: CERASORB® Paste in situ.
  • Abb. 12: Speicheldichter Verschluss. Abb. 13: Heilungsverlauf acht Tage post OP (Nahtentfernung).
  • Abb. 11: CERASORB® Paste in situ.
  • Abb. 12: Speicheldichter Verschluss. Abb. 13: Heilungsverlauf acht Tage post OP (Nahtentfernung).

Neben diesen beiden Fälle werden weitere fortlaufend beobachtet.

Zusammenfassung

CERASORB® trägt erfolgreich dazu bei, unseren Patienten den Wunsch nach sicher verankerten festsitzenden dritten Zähnen zu erfüllen. In einer retrospektiven 10-Jahres Vergleichsstudie von Harel et al., veröffentlicht im Journal of Oral and Maxillofacial Surgery in 2013, erwies sich die Implantation in mit CERASORB® augmentierte Extraktionsalveolen ebenbürtig zur Implantation in natürlichen Knochen. Unsere Entscheidung für den Einsatz ist auch mit wissenschaftlichen Belegen bestens abgesichert. Mit der neuen anwendungsfertigen Paste lässt sich zügig und sicher arbeiten. Die heilungsfördernden Eigenschaften der darin enthaltenen Hyaluronsäure sind dabei ein zusätzlicher Vorteil.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Christian Möller

Bilder soweit nicht anders deklariert: Christian Möller