Anzeige

Studie zu Hydroxylapatit im Vergleich mit Amin- und Zinn(II)fluorid

Wie Zahnpasten die parodontale Gesundheit verbessern

In diesem Beitrag wird eine klinische Doppelblindstudie vorgestellt, die den Einfluss zweier Zahnpasten, einer mit Hydroxylapatit und einer mit Amin- und Zinn(II)florid, auf die Zahnfleischgesundheit untersucht hat [1].

. dkimages/AdobeStock
.
.

Parodontale Erkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern in der zahnärztlichen Praxis [2-4]. Die Entstehung vieler Formen der Zahnfleischerkrankungen, insbesondere die plaqueassoziierte Gingivitis und in der Folge eine Parodontitis, wäre durch geeignete Prophylaxemaßnahmen zu vermeiden [5,6]. Es gibt unterschiedliche Ansätze im Rahmen der häuslichen Zahnpflege, um die Gesunderhaltung des parodontalen Gewebes zu fördern.

Belegt ist, dass regelmäßige Zahn- und Interdentalraumpflege eine wichtige Rolle in der Prävention oraler Erkrankungen spielen [5,7]. Inzwischen ist bekannt, dass ein Ungleichgewicht der mikrobiellen Flora in der Interaktion mit dem Weichgewebe zu einer Gingivitis führt [8].

Während klassische Ansätze darauf abzielen die Mikroorganismen abzutöten, sind moderne Konzepte mit antiadhäsiven Wirkstoffen wie zum Beispiel Hydroxylapatit darauf ausgelegt, die bakterielle Kolonisation zu minimieren [9,10], ohne in das ökologische Gleichgewicht der Mundhöhle einzugreifen [8,11]. In der Folge wird eine klinische Doppelblindstudie vorgestellt, die den Einfluss zweier Zahnpasten, einer mit Amin- und Zinn(II)fluorid, und einer mit antiadhäsiven (Hydroxylapatit) Wirkstoffen, auf die Zahnfleischgesundheit untersucht hat [1].

Zahnfleischerkrankungen, wie etwa die Gingivitis und Parodontitis, zählen in Deutschland und weltweit zu den häufigsten oralen Erkrankungen [2-4]. Auslöser sind zumeist dysbiotische orale Biofilme [8,12]. Das bedeutet, dass die Mikroflora, die am Zahnfleischrand durch das Zähneputzen nicht oder nur unzulänglich entfernt wurde, in ein Ungleichgewicht geraten ist.

Anzeige

Idealerweise gelingt es dem humanen Immunsystem die Mikroorganismen soweit zu kontrollieren, dass keine Entzündung am anliegenden Weichgewebe entsteht [13,14]. Unterschiedliche systemische Erkrankungen können die Immunkompetenz abschwächen und die Entstehung einer Parodontitis begünstigen [15].

Regelmäßiges Zähneputzen hilft dabei, den Biofilm am Zahnfleischsaum derart zu reduzieren, dass eine Gingivitis verhindert werden kann [5]. In der vorliegenden Studie von Harks et al. wurde der Frage nachgegangen, ob eine Zahnpasta mit Hydroxylapatit die Plaquebildung am Zahnfleischrand minimieren kann und somit zu einer Verbesserung der Zahnfleischgesundheit beitragen kann [1].

Hydroxylapatit ist der Hauptbestandteil unserer Zähne. Etwa 97% des humanen Zahnschmelzes bestehen aus diesem Mineral [16-18]. Wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit von Hydroxylapatit im Bereich der Kariesprophylaxe [19-26], der Erosionsprävention [20,26,27] sowie bei der Schmerzreduktion empfindlicher Zähne [20,27-30].

Zudem ist aus in situ-Studien bekannt, dass nach der Anwendung einer Mundspülung mit Hydroxylapatit die bakterielle Anlagerung an der Zahnoberfläche signifikant vermindert wird. Diese Reduktion ist vergleichbar mit der von 0,2 % Chlorhexidin [9,10,31,32].

Zusammenfassung und Methodik der klinischen Studie

Die Studie von Harks et al. wurde als doppelblinde multizentrische Studie an den Universitätskliniken Münster und Würzburg durchgeführt. Es wurden Patienten in diese Studie eingeschlossen, bei denen eine lokalisierte milde bis moderate Parodontitis diagnostiziert wurde. Der Untersuchungszeitraum der Probanden betrug insgesamt 12 Wochen.

Eine Besonderheit dieser Studie war, dass die Probanden nach der Rekrutierung zunächst nur eine supragingivale Zahnsteinentfernung, jedoch keine professionelle Zahnreinigung (sub- und supragingivale Reinigung der Zahnflächen) oder Zahnputzschulung erhielten. Erst nach vier Wochen wurden diese weiteren Maßnahmen durchgeführt. Somit kann eine Aussage darüber getroffen werden, wie der Einfluss der jeweiligen Zahnpasta auf die Zahnfleischgesundheit im häuslichen Umfeld ohne spezielle Schulung ist.

Klinisch wurden neben der Plaquebildungsrate noch folgende Parameter erfasst: Plaque-Kontroll-Wert, Gingival-Index, Zahntaschentiefe, Blutungsindex und Zahnfleischrezension. Für weitere Untersuchungen wurden zudem mikrobiologische Proben entnommen und die Studienergebnisse von Hagenfeld et al. publiziert [33].

Abb. 1: Gingival-Index (GI) zu Beginn der Studie, sowie nach 4 und 12 Wochen. Es ist in beiden Gruppen eine Verbesserung erkennbar. Dr. Wolff
Abb. 1: Gingival-Index (GI) zu Beginn der Studie, sowie nach 4 und 12 Wochen. Es ist in beiden Gruppen eine Verbesserung erkennbar.

Insgesamt wurden 74 Probanden für diese Studie rekrutiert, von denen letztlich 67 Probanden (34 in der Amin- und Zinn(II)fluorid-Gruppe, 33 in der Hydroxylapatit-Gruppe) in die Analyse eingeschlossen werden konnten. Die Plaquebildungsrate in beiden Gruppen war vergleichbar, jedoch nur gering verändert im Vergleich zu der Ausgangsuntersuchung.

Deutlicher waren die Abnahme des Plaque-Kontroll-Wertes sowie des Gingival- und Blutungsindex, was eine eindeutige Verbesserung der Zahnfleischgesundheit belegt. Sowohl nach vier Wochen (häusliche Zahnpflege allein) als auch nach 12 Wochen (professionelle Zahnreinigung und häusliche Zahnpflege) zeigte die Zahnpasta mit Hydroxylapatit eine vergleichbar positive Wirkung, wie die Zahnpasta mit Amin- und Zinn-(II)-fluorid.

Abb. 2: Blutung auf Sondierung (BOP) zu Beginn der Studie, sowie nach 4 und 12 Wochen. Sowohl in der Hydroxylapatit-Gruppe (HAP) als auch in der Amin- und Zinn(II)fluorid-Gruppe (AmF/SnF2) hat die Blutungsneigung abgenommen. Dr. Wolff
Abb. 2: Blutung auf Sondierung (BOP) zu Beginn der Studie, sowie nach 4 und 12 Wochen. Sowohl in der Hydroxylapatit-Gruppe (HAP) als auch in der Amin- und Zinn(II)fluorid-Gruppe (AmF/SnF2) hat die Blutungsneigung abgenommen.
Abb. 3: Plaque-Kontroll-Wert (Plaque Control Record/PCR) zu Beginn und nach 4 beziehungsweise 12 Wochen. In beiden Gruppen zeigt sich ein reduzierter Plaquewert nach Anwendung der jeweiligen Zahnpasta. Dr. Wolff
Abb. 3: Plaque-Kontroll-Wert (Plaque Control Record/PCR) zu Beginn und nach 4 beziehungsweise 12 Wochen. In beiden Gruppen zeigt sich ein reduzierter Plaquewert nach Anwendung der jeweiligen Zahnpasta.

Ergebnisse der Studie

Diese multizentrische, randomisierte Doppelblindstudie zeigt, dass fluoridfreie Zahnpasten mit Hydroxylapatit genauso wirksam in der Vorbeugung von Zahnfleischerkrankungen sind, wie Zahnpasten mit der Kombination aus Aminfluorid und Zinn(II)fluorid. Im Gegensatz zu den antibakteriellen/abtötenden Wirkstoffen Amin und Zinn bleibt das ökologische Gleichgewicht der bakteriellen Zusammensetzung durch Hydroxylapatit intakt. Die Zahnfleischgesundheit wird durch Zahnpasten mit Hydroxylapatit verbessert.

Dies gilt, so die Studienresultate, sowohl für die häusliche Zahnpflege als auch für die häusliche Zahnpflege nach einer professionellen Zahnreinigung. Insgesamt zeigen diese Ergebnisse eine besondere klinische Relevanz für Patienten mit Zahnfleischproblemen. Mit dem Wirkstoff Hydroxylapatit in Zahnpflegeprodukten gibt es eine biomimetische Option für die Aufrechterhaltung der Zahnfleischgesundheit für alle betroffenen Personen [1].

Die Doppelblindstudie von Harks et al.

Harks, I. et al. Impact of the daily use of a microcrystal hydroxyapatite dentifrice on de novo plaque formation and clinical/microbiological parameters of periodontal health. A randomized trial. PloS one 11, e0160142 (2016).

Näheres zu den Autoren des Fachbeitrages: , , ,

Bildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels

Kommentare

Keine Kommentare.

Anzeige