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27. Sommersymposium des MVZI in Leipzig

Standards & Visionen – Implantattherapie in der funktionellen Zone

So konzentriert und „wissensdurstig“, wie die rund 250 Teilnehmer an beiden Kongresstagen nach langer Coronapause den Referaten lauschten und in den Pausen diskutierten, konnte man fast den Eindruck eines „konspirativen“ Treffens gewinnen. Das lag nicht zuletzt an der gelungenen Präsentation der Thematiken durch die über 20 namhaften und kompetenten Referierenden.

Ein Teil der Referenten (von links): Stefan Ulrici, Tobias Fretwurst, Amely Hartmann, Jan Klenke, Alexander Volkmann und
Ralf Smeets. MVZI
Ein Teil der Referenten (von links): Stefan Ulrici, Tobias Fretwurst, Amely Hartmann, Jan Klenke, Alexander Volkmann und Ralf Smeets.
Ein Teil der Referenten (von links): Stefan Ulrici, Tobias Fretwurst, Amely Hartmann, Jan Klenke, Alexander Volkmann und Ralf Smeets.

Die Vorträge spiegelten denn auch die Intention des MVZI um den Tagungsleiter Dr. Stefan Ulrici (Leipzig) wider: Mit einem Blick zurück Antworten auf Fragen zu künftigen Entwicklungen finden und daraus realistische Perspektiven und praxistaugliche Strategien ableiten. Alle Referate in gebührender Ausführlichkeit zu besprechen kann dieser Nachbericht jedoch nicht leisten. Dafür werden einige der zahlreichen Highlights stellvertretend für alle Vorträge vorgestellt.

Nachdem das Symposium durch die Präsidenten des MVZI und der LZÄK Sachsen eröffnet war, diskutierten Prof. Robert Sader und PD Dr. Paul Weigl (beide Frankfurt) in ihrem Einführungsvortrag „Innovative Implantologische Behandlungskonzepte im Wandel der Zeit – von der Mechanik zur Biologie“, ausgehend von etablierten Standards, neueste Entwicklungen und aktuelle Evidenzbasiertes Wissen sei in der Zahnmedizin nicht per se verallgemeinerbar und kann sich im Verlauf der Zeit ändern. Künftig basierten innovative implantologische Therapien verstärkt auf biologischen, regenerativen und biomechanischen Konzepten wie zum Beispiel

  • individuelle, biologisch geformte Implantatgeometrien
  • neuartige biologische und synthetische Augmentationsmaterialien
  • physikalische und biologische Induktion der Geweberegeneration
  • Interdisziplinäre und transfakultäre Implantologie unter dem Primat der „Biologischen Regeneration“. 

PD Dr. Dietmar Weng (Starnberg) vermittelte anschließend aktuelle und praxistaugliche Konzepte für das Alveolenmanagement. Primäre Ziele seien eine niedrigere OP-Morbidität sowie eine niedrigschwellige und gut beherrschbare Techniksensitivität.

Prof. Dr. Sharam Ghanaati (Frankfurt) legte dar, warum für ihn ein Sticky Bone mit Thrombozyten, Fibrin, Leukozyten, Plasmaproteine und Wachstumsfaktoren einen nahezu idealen „Medikamentencocktail“ (Natural Drug Delivery System) für komplexes Tissue Engineering darstellt. Innovatives Weichgewebsmanagement mit einer porcinen azellulären dermalen Matrix stellte PD Dr. Gerhard Iglhaut (Memmingen) vor. Solche Matrices ermöglichen – ohne das Risiko einer Entnahmemorbidität einzugehen – die Augmentation des Weichgewebes und die Verbreiterung fixierter Mukosa mit hoher Erfolgsaussicht und hochwertigen ästhetischen Ergebnissen.

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Dr. Thomas Barth (Leipzig) beleuchtete die Faktoren jahrzehntelang stabiler Implantate: die Prothetik bestimme die implantologische Therapie. Die biologisch-funktionelle Individualität eines jeden Patienten gelte es dabei ebenso zu berücksichtigen wie das biologische Gleichgewicht seines orofazialen Systems insbesondere unter kaufunktionellen biometrischen Belastungen.

Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets (Hamburg) gab einen Überblick über einige der aktuellen Trends in der Implantologie wie die Biologisierung im Hart-/Weichgewebsmanagement; Magnesium als resorbierbares Biomaterial; neue Implantatmaterialien und -oberflächen; KI-basiert gedruckte patientenspezifische Implantate sowie KI-gestützte Bildgebung, Diagnostik und Bioprinting.

Eine periimplantäre Regeneration kontaminierter Titanimplantaten gelinge mit galvoelektrischer Reinigung. Ergebnis sei eine vollständig dekontaminierte, bioaktive Titanoberfläche, so Dr. Florian Rathe (Forchheim), wobei sich Defektanatomie und erfolgreiche Knochenregeneration einander bedingten.

Dr. Alexander Volkmann (Eisenach/Jena) referierte über die Option, statt zu augmentieren Durchmesser reduzierte (NDI) oder kurze Implantate zu setzen. Beide Implantattypen zeigen in (Frontzahn-) Studien keine signifikanten Unterschiede zu RDIs. Bestimmend hierfür seien der horizontal oder vertikal ausgeprägte Defekttyp sowie das Risiko biologischer und prothetischer Komplikationen.

Prof. Dr. Jan-Frederik Güth (Frankfurt) hinterfragte Einsatzbereich und Material monolithischer Hybrid-Abutment-Kronen. Aktuell existiere keine klinische Evidenz für ein Implantatversagen aufgrund der Festigkeit und/oder Härte des gewählten Materials. Dennoch sei es besser, prothetische Versagensmuster kalkuliert zu riskieren statt chirurgisch-parodontale Komplikationen zu provozieren.

MVZI-Party und die nächste Veranstaltung

Zur Entspannung nach dem ersten Tag ging es zur MVZI-Party auf den Markkleeberger See. Ein Abend, der viele Gelegenheiten eröffnete, sich mal wieder mit Kolleg/innen, Referent/innen und Freund/innen unterhalten, zwanglos fachsimpeln und einfach mal wieder fröhlich beieinander sein.

Kurzum: Ein gelungener Start der neuen Vortragsreihe mit geballten und hochrelevanten Fachinformationen. Man darf gespannt sein auf das 28. Sommersymposium am 23. und 24. Juni 2023 in Jena, dann zu Standards & Visionen in der ästhetischen Zone mit wiederum exzellenten Referierende.

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