Anzeige

Implantologie

Nachuntersuchung des Implantaterfolgs bei Mini-Implantaten

Mini-Implantate mit einem Durchmesser von 1,8 bis 2,4 Millimetern finden zunehmend Eingang in der Implantattherapie zur Fixierung von herausnehmbarem Zahnersatz. Bislang gibt es nur wenige Langzeitstudien, die sich mit dem Erfolg und den Überlebensraten von Mini-Implantaten beschäftigen. Dr. Efthymios Karinos hat im Rahmen einer monozentrischen und retrospektiven Studie 305 Mini-Implantate untersucht und die Ergebnisse zusammengefasst.

. Dr. Karinos
.
.

Abb. 1: DMini-Implantate von condent. Dr. Karinos
Abb. 1: DMini-Implantate von condent.

Nach Genehmigung durch die Ethikkommission wurden im Rahmen einer monozentrischen und retrospektiven Studie 305 Mini-Implantate untersucht, die durch einen einzigen Operateur implantiert wurden. Inseriert wurden ausschließlich einteilige Mini-Implantate mit einem Durchmesser von 2,1 oder 2,4 mm und einer Länge von 13 oder 15 mm. Als Suprakonstruktion wurden bei den untersuchten Patienten herausnehmbare Totalprothesen und in einem Fall eine Teleskopprothese eingegliedert.

Abb. 2: Sechs Mini-Implantate im Unterkiefer. Dr. Karinos
Abb. 2: Sechs Mini-Implantate im Unterkiefer.
Abb. 3: Schematische Darstellung der Stabilisierung einer Unterkiefer-Prothese auf vier Mini-Implantaten. Dr. Karinos
Abb. 3: Schematische Darstellung der Stabilisierung einer Unterkiefer-Prothese auf vier Mini-Implantaten.

Die untersuchten Patienten wurden zum Recall regelmäßig vierteljährlich oder halbjährlich einbestellt. Der Follow-up-Zeitraum für die in diese Studie inkludierten Patienten betrug nach Implantation drei bis elf Jahre.

Das Ziel der Studie

Anzeige

Das Ziel der Studie war es, die folgenden Aspekte zu untersuchen: Implantaterfolg, Überlebens- und Komplikationsraten, Implantat-Stabilitäts-Quotient, mundgesundheitsbezogene Lebensqualität und mögliche ableitbare Indikationen oder Kontraindikationen für die orale Rehabilitation mit Mini-Implantaten. Verwendet dafür wurde ein OHIP-G 14 Formular zur mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität. Damit wird die psychische und physische Beeinträchtigung erfasst sowie die funktionellen Einschränkungen.

Aus der Summe der Einzelwerte können für den OHIP-G14 Werte zwischen 0 (keinerlei Beschwerden/ Beeinträchtigungen) bis 56 sein. Ein Patientenfragebogen wurde verwendet für die Beurteilung der Kaufähigkeit und der Reinigbarkeit der Prothesen mit Mini-Implantaten. Für die Überlebensrate wurde die Kaplan-Meier Methode angewandt. Verwendet wurden ebenfalls die Erfolgskriterien nach Albrektsson.

Weitere klinische Untersuchungen wurden durchgeführt, wie zum Beispiel die Messung der ST, BOP, PUS (ja/nein) und der LG. Weiter wurde eine Resonanzfrequenzanalyse durchgeführt zur objektiven Beurteilung der Osseointegration. Verwendet wurde dafür ein Osstell Mentor Messgerät.

Das Ergebnis ist ein ISQ Wert zwischen 1 und 100. Je höher der ISQ, umso stabiler ist das Implantat (Abb. 4 und 5). Nach Übertragung der gesammelten Daten in eine Excel-Tabelle und Aufbereitung des Datensatzes wurde zunächst die deskriptive Statistik berechnet. Der Chi-Quadrat-Test wurde zur Prüfung möglicher Korrelation angewandt.

Abb. 4: Osstell Mentor Messgerät zur Resonanzfrequenzanalyse. Dr. Karinos
Abb. 4: Osstell Mentor Messgerät zur Resonanzfrequenzanalyse.
Abb. 5: Prüfkörperteil für die Messung des ISQ. Dr. Karinos
Abb. 5: Prüfkörperteil für die Messung des ISQ.

In den Fällen, in denen die Mittelwerte von mehr als zwei Gruppen (zum Beispiel Geschlecht) miteinander verglichen wurden, kam wie einfaktorielle Varianzanalyse ANOVA zum Einsatz. Bei signifikanten Ergebnissen mussten zudem Post-hoc-Tests durchgeführt werden, wobei das Signifikanzniveau mit p < 0,05 festgelegt wurde. Die Berechnung der Überlebenswahrscheinlichkeit der Mini-Implantate wurde anhand der Kaplan-Meier-Methode vorgenommen.

Die Ergebnisse

Die klinische Untersuchung ergab folgendes:

BOP

N = 49 (16,1 %),
Pusaustritt N = 4 (1,3 %)
Keine Lockerung N = 304 (99,7 %)
ST ≤ 3 mm

mesial und bukkal an
301 (98,7 %)

distal und oral an
300 (98,4 %)

ST von 5 oder 6 mm N = 1 (0,3%)
MW (StA) mesialer periimplantärer Knochenabbau 0,60 ± 0,79 mm
MW (StA) distaler periimplantärer Knochenabbau 0,58 ± 0,78 mm

Die Messung vom Implantatstabilitätsquotient ISQ am Tag der Nachuntersuchung ergab eine Spanne von 14 – 86 mit einem Mittelwert von 71,45 +/- 8,1 (Abb. 6 und 7). Es wurde zusätzlich eine ISQ-Analyse nach Implantattyp vorgenommen.

Abb. 6: Vergrößerte Darstellung des zu untersuchenden Implantathalses. Dr. Karinos
Abb. 6: Vergrößerte Darstellung des zu untersuchenden Implantathalses.
Abb. 7: Untersuchung des Knochenabbaus mit Sonde. Dr. Karinos
Abb. 7: Untersuchung des Knochenabbaus mit Sonde.

Der Marginsplot der Gruppenunterschiede für die ISQ-Analyse zeigt, dass längere und durchmesserstärkere Implantate stabiler sind (Abb. 8). Die mittlere Implantatüberlebensrate für die Nachbeobachtungsperiode von 3 bis 12 Jahren betrug 97,4 % und ist damit vergleichbar mit den Überlebensraten von konventionellen Implantaten (Abb. 9). Die vorliegende Abbildung zeigt, dass es bis etwa fünf Jahre nach Insertion zu Implantatverlusten kam, danach blieb die Situation bis zum Ende der Nachbeobachtung stabil.

Abb. 8: Marginsplot der Gruppenunterschiede für die ISQ-Analyse. Dr. Karinos
Abb. 8: Marginsplot der Gruppenunterschiede für die ISQ-Analyse.
Abb. 9: Gesamtüberlebensrate der Implantate. Dr. Karinos
Abb. 9: Gesamtüberlebensrate der Implantate.

Die Erfolgsraten hingegen fielen, gemessen an den Albrektsson-Kriterien, mit 46,1 bis 73,3 % deutlich schlechter aus und liegen damit weit unter den Erfolgsraten von Implantaten mit Standarddurchmesser (Abb. 10). Es zeigte sich eine annähernd kontinuierliche jährliche Verlustrate für die ersten drei Jahre nach Implantatinsertion.

Abb. 10: Kaplan-Meier-Kurve Erfolgsrate für alle Implantate. Der graue Bereich stellt die Konfidenzintervalle dar. Dr. Karinos
Abb. 10: Kaplan-Meier-Kurve Erfolgsrate für alle Implantate. Der graue Bereich stellt die Konfidenzintervalle dar.
Abb. 11: Implantaterfolgsrate getrennt nach Geschlecht. Der graue und rote Bereich stellt die Konfidenzintervalle dar. Dr. Karinos
Abb. 11: Implantaterfolgsrate getrennt nach Geschlecht. Der graue und rote Bereich stellt die Konfidenzintervalle dar.

Nach Ablauf von drei Jahren blieben die Werte bis zum Follow-up nach zehn Jahren weitgehend auf einem Niveau knapp unter der 50 % Marke konstant. Es zeigte sich eine Abhängigkeit der Erfolgsraten von Region und Geschlecht, dabei war der Erfolg von Mini-Implantaten im Unterkiefer und bei Männern signifikant besser als bei Frauen und im Oberkiefer (Abb. 11).

Die häufigsten Komplikationen waren die periimplantäre Mukositis in 47 sowie Explantationen in 11 Fällen. Die Ergebnisse des Oral Health Impact Profiles Der Mittelwert der deutschen Kurzversion des Oral Health Impact Profile mit 14 Fragen lag bei 4,0 ± 3,3 Punkten.

Lediglich 40 % von zahnlosen, nicht behandlungssuchenden Vergleichspersonen haben Summenwerte von 4 Punkten. Die Auswertung des Patientenfragebogens ergab eine hohe Zufriedenheit (Notendurchschnitt 1,26 – 1,55) mit Ästhetik, Reinigbarkeit und Kaufähigkeit mit den neuen Prothesen nach der Insertion der Mini-Implantate.

Aufklärung, Information und postoperativer Heilungsverlauf wurden mit 1,21 bis 1,55 bewertet. Ihre Kaufähigkeit mit den Zahnprothesen vor der Insertion der Mini-Implantate benoteten die Patienten mit ausreichend bis ungenügend (Ø 4,64).

Der Mittelwertvergleich für die Kaufähigkeit mit und ohne Mini-Implantate war signifikant besser für die Mini-Implantate. Das hohe Maß an Zufriedenheit spiegelte sich auch in der Tatsache wider, dass sich 51 von 53 (96,2 %) Patienten erneut für diese Therapieoption entscheiden würden.

Fazit

Abb. 12: Schematische Darstellung von Mini-Implantaten in situ (4 x UK, 6 x OK). Dr. Karinos
Abb. 12: Schematische Darstellung von Mini-Implantaten in situ (4 x UK, 6 x OK).

Insgesamt sind Mini-Implantate wegen ihrer hohen Überlebensraten und ihres positiven Einflusses auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität zahnloser Patienten als eine sinnvolle Erweiterung des Therapiespektrums für die definitive prothetische Versorgung bei geringem Knochenangebot und/oder allgemeinanamnestischen Einschränkungen zu werten. Dabei sollten stets die Mini-Implantate mit maximal möglichen Längen und Durchmessern zum Einsatz kommen und die Patienten über die Notwendigkeit eines regelmäßigen Recalls aufgeklärt werden, um bei Komplikationen frühzeitig einschreiten zu können. In Zukunft sind weitere Studien notwendig, um geeignete Erfolgskriterien und Referenzwerte für die Radiofrequenzanalyse speziell für Mini-Implantate herauszuarbeiten.

Bildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels

Kommentare

Keine Kommentare.

Anzeige